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Aus: Ausgabe vom 25.02.2025, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Solarparks in Kuba

Klotzen für Sonnenpower

Kuba will in diesem Jahr 55 Solarparks eröffnen. Erste Anlage in Havanna in Betrieb. Ziel: Unabhängiger von fossilen Energieträgern werden
Von Volker Hermsdorf
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Ein chinesisches E-Auto und Solarpanele auf der 40. Internationalen Handelsmesse in Havanna (November 2024)

Kuba will die Energieversorgung der sozialistischen Inselrepublik schrittweise umstellen, um von Treibstofflieferungen unabhängiger zu werden. In diesem Jahr sollen 55 von insgesamt 92 Solarparks mit einer Leistung von jeweils 21,8 Megawatt ans Netz gehen. Die erste dieser Anlagen, durch die laut der staatlichen Elektrizitätsgesellschaft Unión Eléctrica (UNE) jeweils über 8.000 Tonnen Brennstoff eingespart werden können, wurde am Freitag in Havannas Stadtteil Cotorro in Betrieb genommen. Der nächste Solarpark soll bereits in dieser Woche eingeweiht werden, kündigte das Ministerium für Bergbau und Energie an. Mit einem ehrgeizigen Programm der nationalen Energiewende will die Republik die Stromversorgung zu einem nachhaltigeren Modell transformieren und zugleich die negativen Folgen der US-Blockade reduzieren. »Die Sonne lässt sich nicht blockieren«, lautet ein Motto des Projekts.

Kuba befindet sich seit Monaten bezüglich der Energieversorgung in einer schwierigen Situation. Landesweite Stromausfälle beeinträchtigen den Alltag der Bevölkerung und die Wirtschaft schwer. In Havanna fällt die Versorgung oft für sechs Stunden pro Tag aus, während sie in vielen Provinzen kaum für vier Stunden gewährleistet ist. Der neue Solarpark in Cotorro könnte dazu beitragen, die bestehenden Kraftwerke zu entlasten und die lästigen Stromausfälle zumindest in Havanna während der Tagesstunden schrittweise zu reduzieren, so das Onlineportal Cubadebate optimistisch. Derzeit gibt es auf der Insel noch acht thermoelektrische Kraftwerke mit 20 Erzeugungsblöcken, von denen aber nur 16 zur Verfügung stehen. Fast alle sind seit mehr als drei Jahrzehnten in Betrieb, ohne dass größere Investitionen für die Modernisierung und Wartung getätigt wurden. Darüber hinaus wurden fünf schwimmende Kraftwerke von der Türkei geleast. Die Stromausfälle sind auf das Alter der thermoelektrischen Energieerzeuger zurückzuführen, das sie störanfällig macht, hauptsächlich aber auf den Mangel an Brennstoff. Offiziellen Angaben zufolge braucht das Land jährlich etwa acht Millionen Tonnen Öl und Diesel, produziert aber nur drei Millionen selbst. Devisenmangel als Folge der US-Blockade und die Bedrohung potentieller Lieferanten mit Sanktionen durch die USA erschweren den Einkauf der für den Betrieb der Kraftwerke benötigten Treibstoffe auf dem internationalen Markt.

Angesichts der Notlage arbeitet die kubanische Regierung mit Hochdruck daran, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren. Nach Aussagen des Ministers für Energie und Bergbau, Vicente de la O Levy, werden die ersten der mit chinesischer Technologie betriebenen Solarparks bis zum Sommer mehr als 500 Megawatt erzeugen, was dazu beitrage, die Energiekrise in den Monaten mit dem höchsten Verbrauch zu lindern. Bis Ende dieses Jahres sollen 55 Anlagen mit einer Leistung von 1.200 Megawatt zwölf Prozent der Stromerzeugung sicherstellen. Der Zeitplan sehe die Errichtung von vier bis fünf Einrichtungen pro Monat vor, erklärte der für erneuerbare Energiequellen zuständige UNE-Direktor Ovel Concepción Díaz gegenüber Granma. Laut der Planung sollen im Jahr 2028 dann 92 Photovoltaikparks 2.012 Megawatt Strom pro Jahr erzeugen. Ziel der Regierung ist es, in den kommenden fünf Jahren ein Drittel der im Land benötigten Energie aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen. Bau und Betrieb der Anlagen sind zudem ein Impuls für die Wirtschaft des Landes. So waren an der Errichtung des Solarparks in Cotorro fast 20 kubanische Unternehmen beteiligt. Den laufenden Betrieb sichern 30 Beschäftigte.

Über die schrittweise Umstellung der Energieversorgung hinaus sieht das Regierungsprogramm auch vor, die Kapazitäten in dezentralen Erzeugungsnetzen, die mit Dieselmotoren betrieben werden, und in bestehenden Kraftwerken, die auf der Insel produzierte Brennstoffe verbrauchen, wiederherzustellen sowie die Stromnetze zu sanieren. Alle Investitionen zur Wiederbelebung des nationalen Elektrizitätssystems zielten darauf ab, »dem Bedarf der Wirtschaft und der Bevölkerung gerecht zu werden, wobei der Schwerpunkt auf dem Übergang zur Energiesouveränität liegt«, so Vicente de la O Levy in der letzten Parlamentssitzung im Dezember vergangenen Jahres.

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