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Aus: Ausgabe vom 25.02.2025, Seite 16 / Sport
Biathlon

Kaum noch Schnee

Am Sonntag endete die Biathlon-WM in Lenzerheide in der Schweiz. Frankreich und Norwegen dominierten
Von Florian Osuch
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Lou Jeanmonnot, Julia Simon und Suvi Minkkinen vorn (Lenzerheide, 23.2.2025)

Es sind Momente absoluter Erschöpfung, wenn im Biathletinnen und -athleten kurz nach Überschreiten der Ziellinie niedersinken und einige Minuten fast regungslos im Schnee liegen. Im Grunde ist es nicht vorstellbar, dass sie zuvor an mehreren Stationen eines Rennens ihre Körper trotz rasenden Pulses binnen Sekunden in eine Phase absoluter Konzentration überführen und mit höchster Präzision auf winzige Scheiben zielen und treffen können. Je nach Phase eines Wettkampfes unterscheidet sich das Schießen: Im Liegen ist eine kleine Scheibe von nur 4,5 Zentimeter Durchmesser zu treffen, im Stehen ist das Ziel immerhin 11,5 Zentimeter groß. Die Entfernung beträgt jeweils 50 Meter.

Beim Biathlon gibt es verschiedene Disziplinen mit kürzeren Distanzen (Sprint), langen Strecken, Staffeln mit zwei oder vier Sportlern oder spektakuläre Massenstarts. Insgesamt wurden bei den Weltmeisterschaften vom 12. bis 23. Februar zwölf Goldmedaillen vergeben. Beim Langlauf kommt es auf Technik, Geschwindigkeit und Ausdauer an, beides bringt die Athleten an die Grenzen ihrer physischen Belastung. Um so faszinierender ist die schlagartige Umstellung beim Schießen. Fehlschüsse werden je nach Disziplin mit einer kleinen Extrarunde oder mit einer Zeitstrafe belegt. Bei den Staffeln führen die Sportler Ersatzpatronen mit, so dass bis zu drei Fehlschüsse ausgeglichen werden können bevor eine Strafrunde droht. Allerdings kostet auch das manuelle Nachladen wertvolle Zeit, außerdem werden Rhythmus und Konzentration unterbrochen.

Die diesjährige Weltmeisterschaft fand in der Biathlonarena Lenzerheide in der Schweiz statt. Der Ort liegt in einem Tal auf 1.400 Metern Höhe im Kanton Graubünden im Osten des Landes. Wer dabei an eine verschneite Alpenlandschaft denkt, hat den Klimawandel vergessen. Bei milden Temperaturen liefen manche Athleten im T-Shirt, neben den präparierten Bahnen lag kaum noch Schnee.

Zum WM-Auftakt gingen bei der Mixed-Staffel je zwei Männer und zwei Frauen eines Teams ins Rennen. Sie hatten je sechs Kilometer Strecke und vier Schießeinlagen zu absolvieren. Als erstes liefen die Frauen, beim ersten Wechsel führte Julia Simon aus Frankreich. Sie war schnell und traf neun von zehn Scheiben. Ihr Team gab die Führung bis zum Schluss nicht mehr ab. Simon gewann mit Lou ­Jeanmonnot, Éric Perrot und Émilien Jacquelin das erste WM-Gold des Turniers. Silber ging an Tschechien und Rang drei erreichte Deutschland. Selina Grotian, Franziska Preuß und Philipp Nawrath hatten zwar bereits elf Fehlschüsse erzielt und lagen beim letzten Wechsel auf Rang vier. Schlussläufer Justus Strelow zeigte mit zehn von zehn Treffern seine Qualität beim Schießen.

Es folgte die Wettkämpfe im Sprint. Hier stehen den Sportler keine Reservepatronen zur Verfügung, so dass Fehlschüsse sofort mit einer Strafrunde belegt werden. Besonders spannend war das Rennen über 7,5 Kilometer der Frauen. Gold sicherte sich Justine Braisaz-Bouchet aus Frankreich, die fast zehn Sekunden schneller lief als Franziska Preuß, die nun bereits zum zweiten Mal das WM-Podium betrat. Nur 0,2 Sekunden hinter ihr erreichte Suvi Minkkinen aus Finnland das Ziel.

Die Ergebnisse aus dem Sprint entscheiden bei der folgenden Disziplin über die Abstände, mit denen die Sportler ins Rennen gehen. Genau 9,8 Sekunden nachdem Braisaz-Bouchet gestartet war, nahm Preuß die Verfolgung auf, fast zeitgleich mit der Finnin Minkkinen. WM-Gold und die dritte Medaille im dritten Rennen ging an eine in Bestform laufende und vor allem schießende Preuß mit 40 von 40 Treffern. Von Startplatz zehn auf Rang zwei schob sich Elvira Öberg aus Schweden. Sie konnte mit ebenfalls außergewöhnlichen 39 von 40 Treffern fast eine Minute aufholen und verwies Braisaz-Bouchet (37/40 Treffer) mit einem Abstand von nur 1,8 Sekunden auf Rang drei.

Insgesamt dominierten Sportler aus Frankreich und Norwegen die WM. In Spitzenform zeigten sich die Französinnen, die sechs Goldmedaillen gewannen. Der Norweger Johannes Thingnes Bø beendete in Lenzerheide mit vier weiteren WM-Titeln (Gold im Sprint, in der Verfolgung und in der Männerstaffel sowie Silber beim Single-Mixed) seine Ausnahmekarriere. Seit 2015 erzielte er acht Olympiatitel, gewann 42 WM-Medaillen sowie 117 Weltcups, davon 79 Einzelsiege. Der Deutsche Skiverband blieb hinter seinen Erwartungen zurück – abgesehen von Franziska Preuß, die zusammen mit Justus Strelow auch Bronze in der Single-Mixed-Staffel gewann.

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