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Aus: Ausgabe vom 28.02.2025, Seite 8 / Ansichten

Entehrter des Tages: Benito Mussolini

Von Daniel Bratanovic
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Ausgerechnet Salò, treueste der Treuen, Perle am Gardasee. Das hat der Mann nicht verdient, Erbe römischer Cäsaren, Lichtgestalt der Staatskunst, Mehrer von Italiens Ruhm, Massenmörder, Kriegsverbrecher, Topfaschist. M. – eine Stadt verliert ihren Ehrenbürger.

Am Mittwoch abend hat der Gemeinderat der norditalienischen Kommune entschieden, Benito M. die Ehrenbürgerschaft zu entziehen. Ausgerechnet Salò, Reduit, Bollwerk, finale Bastion der Faschisten, Sodom, Gomorrha, siebter Höllenkreis. Salò, das war die letzte Ausfahrt einer Herrschaft, die abgewirtschaftet hatte, der kümmerliche Rest eines Imperiums, das nach ihrem Führer M. zu viel Größerem berufen war, nun ganz und gar abhängig von der Wehrmacht, die die Nordhälfte Italiens seit September 1943 besetzt hielt.

Dieser Marionettenstaat von Nazideutschlands Gnaden, informell benannt nach dem Städtchen im Alpenvorland (Verlautbarungen der Regierung wurden mit den Worten »Salò comunica« – »Salò teilt mit« eingeleitet), hieß offiziell Repubblica Sociale Italiana, kurz RSI. Noch im Angesicht des Untergangs haben Faschisten Sinn für Namenswitz und Ironie. Diese Sozialrepublik war die radikalisierte und entfesselte Version der vorgängigen faschistischen Herrschaft über ganz Italien, Judenverfolgung und Deportation inklusive. Sozial ist, wer erklärte Feinde verfolgt und tötet.

Wenn nun eine Mitte-links-Mehrheit im Gemeinderat von Salò beschließt, dass der Mann, der diese »allerfaschistischste Republik« (wie Partisanen sie nannten) repräsentiert, nicht mehr Ehrenbürger des Städtchens sein soll, findet man das in Rom sicher nicht so gut. Dort regiert eine Mannschaft, deren Herkunft auf die RSI verweist. Ihre Vorvorläuferorganisation hieß Movimento Sociale Italiano – MSI. Der Präsident des italienischen Senats huldigt Mussolini mit einer Duce-Statue in seinem Wohnzimmer.

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