Nur ein bisschen krank
Von Gudrun Giese
Kurz bevor sie ihr Leben aushauchen, kommen aus Gremien der Resteampel Vorschläge, zuletzt am Donnerstag zum Gesundheitsschutz für Beschäftigte und zur Möglichkeit einer Teilkrankschreibung. Der »ExpertInnenrat der Bundesregierung zu Gesundheit und Resilienz«, Nachfolgeinstitution des »Corona-ExpertInnenrates«, hält die Teilkrankschreibung für einen geeigneten Weg zu weniger Krankentagen. Die sind in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich gestiegen, was aus Sicht der Fachleute auch mit mangelnder Prävention zusammenhänge. Bei einer Teilkrankschreibung könnten Beschäftigte im Homeoffice mit reduzierter Stundenzahl arbeiten, so dass sie ihren Aufgaben zum Teil nachkämen und in der Statistik weniger Krankentage anfielen. Nach Angaben von zwei großen Krankenkassen waren die Fehlzeiten 2024 allerdings erstmals rückläufig: Die Techniker Krankenkasse registrierte durchschnittlich 19,1 Krankentage pro versichertem Erwerbstätigen gegenüber 19,4 Tagen im Vorjahr, bei der DAK-Gesundheit waren es 2024 19,7 gegenüber 20.
Während im Vorfeld der Bundestagswahl aus der neoliberalen Ecke die Wiedereinführung von Karenztagen, also Krankheitstagen ohne Bezahlung, gefordert wurde, schlägt der Expertenrat der Regierung vor, bei der bestehenden Möglichkeit zu bleiben, im Bedarfsfall ein ärztliches Attest ab Tag eins der Erkrankung zu verlangen. Damit sollen offenbar potentielle »Drückeberger« wirksam vom »Krankfeiern« abgeschreckt werden. Daneben setzt sich das Gremium dafür ein, dass die telefonische Krankschreibung ohne Praxisbesuch beibehalten wird. Das wurde während der Coronapandemie eingeführt, um Ansteckung zu verhindern. Sicher wäre auch bei Grippe und Erkältungen die Möglichkeit der telefonischen Krankschreibung sinnvoll. Doch in vielen Unternehmen grassiert der Verdacht des Missbrauchs.
Der Expertenrat präsentiert in seinen Handlungsempfehlungen vor allem Maßnahmen zum Gesundheitsschutz: Dienstfahrräder und externe Sportangebote werden als Anreize für gesundheitsförderliches Verhalten genannt. Im Betrieb könnten ausreichende Erholungszeiten, eigene Impfprogramme sowie Standardhygienemaßnahmen zur besseren Gesundheit der Belegschaft beitragen. Wichtig sei zudem die »Schaffung eines allgemein wertschätzenden Arbeitsklimas«, so die Fachleute. Mehr betriebliche Gesundheitsförderung und Vorbeugung würden dazu beitragen, die Krankenquote der Beschäftigten zu senken, sagte Wolfgang Hoffmann, Mitglied des Expertenrates. Dass die Gesundheitsvorschläge dieses Gremiums es unbeschadet in die konkrete Politik der künftigen Bundesregierung schaffen, darf aber bezweifelt werden.
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