Jammerwaren des Tages: Eier und Rindfleisch
Von Arnold Schölzel
Früher waren mehr Eierwürfe. Zum Beispiel prasselte im Juli 2001 auf das Trio Angela Merkel, Edmund Stoiber und Friedrich Merz auf dem Berliner Alexanderplatz gefühlt eine Wagenladung Kalkschaliges nieder, aber seitdem ist Ruhe. Das Ei, das am 17. Januar in Halle (Saale) Richtung Christian Lindner flog, blieb in einer Torte stecken. Das passte: Sie ist heute das bevorzugte Wurflebensmittel.
Eier sind teuer und angeblich rar. Hamsterer haben das verpennt, das Jahrzehnt reicht nicht, um ihre Pandemielager zu leeren. Am Sonntag bangte aber dpa: »Werden zum Osterfest die Eier knapp?« Die Antwort: jein. Der Präsident des Bundesverbandes Ei, Hans-Peter Goldnick: »Auf dem Markt passen Angebot und Nachfrage im Moment nicht hundertprozentig übereinander.« Nach Weihnachten, heißt es, reißen sich Hühner generell nicht den Hintern auf, hinzu kommt weltweit die Vogelgrippe sowie: Die Leute achten nicht mehr auf Cholesterin im Huhnprodukt, sondern sülzen von »Superfood« und schlampampen es mehr und mehr weg. Den USA beschert allerdings die Geflügelpest gerade Eiermangel und Großverkäufe von Legehennen an Privatleute. Trump-Gegner reißen Witze, weil sich mit ihm die Eierpreise vervierfacht haben.
Jetzt rechnet auch noch die Internetseite everysecond.io vor, dass die größte globale Burgerkette pro Sekunde 36 Kilogramm Rindfleisch verarbeitet. Da bleibt wenig tote Kuh übrig. Folgerichtig schlägt dpa am Sonntag zusätzlich Schnetzelalarm: Deutsche Dönerschmieden kündigen zehn Euro fürs Kalbsfleischbrot an. Das Merkwürdige: 2024 stieg die deutsche Rindfleischproduktion erstmals seit 2016 wieder – und die Preise auch. Und im März 2024 hieß es im Branchenportal gefluegelnews. de wie jetzt: »Eiermarkt zu Ostern: Eine ganz schön knappe Angelegenheit«. Die antiken Großhändler, die Phönizier, dazu: Die Klage ist des Kaufmanns Gruß.
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vom 03.03.2025