Zehntausende für Frauenrechte
Von Ina SembdnerWeltweit sind am Internationalen Frauenkampftag Hunderttausende Menschen für Frauenrechte auf die Straßen gegangen. Allein in Paris zogen am Sonnabend etwa 120.000 Protestierende für Lohngleichheit und ein Ende sexualisierter Gewalt durch die Stadt, wie die Organisation Grève féministe (Feministischer Streik) mitteilte. In der spanischen Hauptstadt Madrid trotzten mehr als 25.000 Menschen dem strömenden Regen und forderten »echte Gleichheit« zwischen Männern und Frauen. Ein Teilnehmer warnte gegenüber AFP vor einer »faschistischen, ultrareaktionären, ultrakonservatien Offensive«, die alle Errungenschaften bei den Frauenrechten zurückdrehen wolle. In Istanbul waren Demonstrationen wie schon in den vergangenen Jahren verboten worden, auch dieses Mal wurde die Versammlung mit der Begründung untersagt, sie könne die »öffentliche Ordnung und den gesellschaftlichen Frieden« gefährden.
Mehr als 3.000 Frauen versammelten sich trotz des Verbots zu friedlichen Protesten im Zentrum der Stadt und riefen Slogans wie »Es lebe unser feministischer Kampf«. 112 Menschen wurden festgenommen, am Sonntag morgen befand sich nach Angaben von dpa eine Person weiter in Gewahrsam. Die übrigen Festgenommenen kamen nach Verhören frei, wie die Organisatoren mitteilten. Auch in anderen Städten in der Türkei gingen Menschen zum 8. März unter anderem gegen Gewalt an Frauen und LGBTI auf die Straße. Nach Angaben der Plattform »Wir werden Frauenmorde stoppen« wurden in diesem Jahr bereits 59 Frauen in der Türkei von Männern getötet.
In Mexiko, wo nach UN-Angaben pro Tag durchschnittlich zehn Frauen ermordet werden, demonstrierten ebenfalls Tausende in der Hauptstadt Mexiko-Stadt. Auch in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires gab es zahlreiche Proteste. Diese richteten sich gegen die Politik des ultrarechten Präsidenten Javier Milei. »Wir haben es mit einer sehr grausamen, sehr rücksichtslosen Regierung zu tun, die nicht aufhört, Rechte zu entziehen, nicht nur den Frauen, sondern dem ganzen Volk«, kritisierte Mónica Santino von der feministischen Organisation La Nuestra. Im Iran wandte sich die Frauenrechtlerin Narges Mohammadi mit einer Videobotschaft an die Öffentlichkeit: »Ich bin überzeugt davon, dass die Islamische Republik, selbst wenn sie jeden Krieg übersteht, nicht den Widerstand der Frauen überleben wird«, sagte die Aktivistin. Mohammadi wurde wegen ihres Einsatzes gegen den Kopftuchzwang für Frauen und die Todesstrafe wiederholt verurteilt und inhaftiert. Im Dezember war sie aus gesundheitlichen Gründen vorübergehend aus der Haft entlassen worden.
Auch in Deutschland wurde an zahlreichen Orten am feministischen Kampftag demonstriert. Insgesamt nahmen in Berlin rund 10.000 Menschen an verschiedenen Demonstrationen teil. Teilnehmerinnen des internationalistischen Zugs, der sich mit den Frauen in Palästina, aber auch im Sudan solidarisierte, wurden am Abend brutal von der Polizei angegriffen.
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