Dein roter Faden in wirren Zeiten
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Aus: Ausgabe vom 10.03.2025, Seite 8 / Ansichten

Kriegstüchtige Anstalt des Tages: Deutsche Post

Von Arnold Schölzel
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Als der römische Kaiser Augustus vor etwa 2050 Jahren Schluss mit dem Bürgerkrieg machte, ließ er ein reichsweites Netz von »Posten« einrichten, an denen Kuriere ihre Pferde wechselten. Das blieb so, bis mit der deutschen Reformation immer mehr Leute einander schreiben wollten: Für fast 300 Jahre entstand das Postimperium derer von Thurn und Taxis. Eine funktionierende Post benötigt Frieden und die Überwindung des Analphabetismus.

Heute aber muss die Post kriegstüchtig werden und Bilderchen ersetzen Schriftliches auf Papier. Wenn dann die Nachrichtenagentur dpa die Bundesnetzagentur fragt, wie viele Post-Beschwerden 2024 bei ihr eingingen, lautet das wenig erstaunliche Ergebnis: Es waren 44.406, fast sieben Prozent mehr als 2023. Im Vergleich zum Jahr 2021 fast eine Verdreifachung. 89 Prozent der Eingaben klagten über DHL (wie viele Militärgüter verschickt der eigentlich?) und dessen Briefsparte Deutsche Post. Zahl der Beschwerden bei beiden: unbekannt. Oft gehe es, so dpa am Sonntag, auch um verschwundene Filialen. In der 120.000-Einwohner-Stadt Bremerhaven wurde soeben das Ende der »Hauptpost« verkündet.

DHL kann das kaltlassen. Während die Bahn 2024 fast 200 Millionen Euro an geschädigte Kunden berappen musste, bleibt nicht erbrachte Leistung für den Weltkonzern kostenfrei. Also leistet der sich soziale Verbrechen wie vergangene Woche: Mit Verdi einen Tarifabschluss machen und anschließend, weil der zu teuer sei, 8.000 Beschäftigte feuern. Was laut Betriebsrat nur der Anfang sein dürfte. Ansonsten: Gemessen an 12,2 Milliarden ausgelieferten Briefen und 1,8 Milliarden Paketen sei die Zahl der Beschwerden doch gering. Richtig. Und der Unmut sinkt auf null, wenn die Briefpost weg ist. Macht Dänemark im kommenden Jahr vor. Briefe sind in Kriegszeiten sowieso eine Art Vaterlandsverrat.

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