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Aus: Ausgabe vom 11.03.2025, Seite 16 / Sport
Baseball

Stark, aber nicht stark genug

Deutschland verpasst knapp die Qualifikation für den World Baseball Classic 2026
Von Bernhard Krebs
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Wird sich nicht gern an sein Deutschland-Debüt erinnern: Jaden Agassi (3.3.2025)

Auch beim vierten Versuch sich für den World Baseball Classic (WBC) zu qualifizieren hat es für die deutsche Nationalmannschaft ganz knapp nicht gereicht. Nach einem wahren Thriller unterlag die Auswahl des Deutschen Baseball- und Softballverbands (DBV) in der Nacht zu Freitag beim Qualifikationsturnier in Tucson, Arizona, mit 4:6 gegen die Auswahl Brasiliens. Schon am Dienstag zuvor hatte Deutschland das Gruppenspiel gegen Brasilien nach bärenstarker Leistung nur knapp mit 9:7 verloren. »Es ist natürlich schade, Herzzerreißend! Die Jungs haben gekämpft bis zum Ende«, kommentierte Teammanager Jendrik Speer in einer Mitteilung des DBV gleichentags. Die Weltmeisterschaft der Baseballnationalmannschaften vom 5. bis 7. März 2026 in Tokio (Japan) und San Juan (Puerto Rico) sowie Houston und Miami (beide USA) findet somit erneut ohne deutsche Beteiligung statt.

Dabei war die DBV-Auswahl Sonntag vor einer Woche hervorragend in das Qualifikationsturnier im Kino Veterans Memorial Stadium gestartet. Im ersten Gruppenspiel gegen die Volksrepublik China dominierte die deutsche Auswahl ihren Gegner nach anfänglichen Schwierigkeiten nach Belieben. Die Partie endete bereits nach sieben Innings mit 12:2 für Deutschland aufgrund der sogenannten Gnadenregel – liegt ein Team nach fünf Innings mit 15 oder nach sieben Innings mit zehn Punkten zurück, endet die Partie automatisch. Absolutes Highlight war der Zwei-Run-Homerun von Donald Lutz: Im siebten Inning drosch der Outfielder, der in der Australien Baseball League bei den Brisbane Bandits spielt, einen Ball vom chinesischen Pitcher Yicong Sun zum 8:2 Zwischenstand übers Right Field aus dem Ballpark. Das Fundament für den Erfolg der DBV-Auswahl legte aber Pitcher Markus Solbach vom Bundesligisten Bonn Capitals. Solbach warf sechs 1/3 Innings mit sechs Strikeouts und ließ lediglich in den ersten beiden Innings jeweils einen Run für die Chinesen zu.

Am 3. März kam es dann zum ersten Aufeinandertreffen mit Brasilien. Starting Pitcher Tommy Sommer, der 2024 im Farmsystem vom MLB-Klub Chicago White Sox spielte, ließ in drei dominanten Innings bei drei Strikeouts keinen Run zu. Ein Problem mit der Abdeckung eines Rasensprinklers an der ersten Base verzögerte das Spiel vor dem dritten Inning jedoch mehr als eine Viertelstunde. Sommer war aus dem Rhythmus und konnte nicht so lange werfen, wie eigentlich von Speer gedacht. So kam es früher als geplant zum Debüt von Jaden Agassi, dem Sohn der Tennislegenden Steffi Graf und Andre Agassi, die auch beide im Stadion anwesend waren. Agassi erwischte aber einen schlechten Tag, konnte vom Wurfhügel nur zwei Outs gegen die Brasilianer verbuchen, während er vier Runs bei zwei Hits und zwei Walks zuließ – ein desas­tröser Auftritt.

Einen der beiden Hits gegen Agassi erzielte Lucas Ramirez, Sohn des zwölfmaligen MLB-All-Stars Manny Ramirez, der 2004 mit den Boston Red Sox die World Series gewann. Anschließend entwickelte sich ein offensiver Schlagabtausch, in dem die Südamerikaner letztlich einen Zwei-Run-Vorsprung retten konnten. Im dritten und letzten Vorrundenspiel am 4. März war die DBSV-Auswahl gegen ein mit Veteranen aus der Major League Baseball (MLB) gespickte Mannschaft aus Kolumbien chancenlos und ging 10:0 nach sieben Innings unter. Kolumbien hatte zuvor bereits Brasilien 5:0 geschlagen, China 8:1 abgefertigt und sich nach dem Gewinn gegen Deutschland als Gruppenerster für die WBC-Endrunde qualifiziert.

Am Donnerstag abend (Ortszeit) hatte Deutschland dann in einem Re-Match gegen Brasilien die Chance, mit einem Sieg den letzten verbliebenen Startplatz beim WBC 2026 klarzumachen. Und Deutschland startete gut: »Leadoff hitter« Eric Brenk (Bonn Capitals) erzielte gleich einen Hit und besorgte nach einem Hit von Simon Baumgardt, der im US-Collegebaseball für die Notre Dame Fighting Irish aufläuft, gleich den ersten Punkt für Deutschland. Doch Brasilien konterte und drehte die Partie postwendend auf 2:1. Nach vier Innings stand es bereits 6:2 für die Südamerikaner, ehe Deutschland im siebten Inning auf 6:4 verkürzte. Das deutsche Team hatte in der Folge noch ein paar richtig gute Schläge, doch die Bälle gingen regelmäßig auf die Verteidiger, so dass nichts Zählbares mehr heraussprang.

Mit der Qualifikation von Kolumbien und Brasilien ist das WBC-Starterfeld mit 20 Mannschaften komplettiert. Bereits vom 21. bis 25. Februar hatten sich Nicaragua und Taiwan in einem Qualifikationsturnier in Taipeh durchgesetzt und damit die WBC-Endrunde erreicht. Dabei trat vor allem das Team aus Mittelamerika überraschend stark auf. Nach knappen Siegen gegen Südafrika und Spanien, die jeweils 2:1 geschlagen werden konnten, düpierte Nicaragua das favorisierte Taiwan im mit knapp 36.000 Zuschauern ausverkauften Taipei Dome mit 6:0. Taiwan musste ins Entscheidungsspiel gegen starke Spanier, die das Gruppenspiel gegen Taiwan 12:5 gewonnen hatten. Vom Heimpu­blikum mit Sprechchören, Fanfaren und Trommeln frenetisch angefeuert, blieb Taiwan in einem dramatischen Spiel aber mit 6:3 siegreich.

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