Liebe Not
Von Thomas Behlert
Als in Lake Placid am 3. März die ersten Trainingsfahrten für die Bob- und Skeleton-WM (6. bis 16. März) absolviert wurden, hatte es minus 24 Grad Celsius, doch schon am Mittwoch morgen stieg das Thermometer auf plus sechs. Da galt es am Wettkampftag die richtige Kufenwahl zu treffen. Offenbar haben sich die Frauen des deutschen Skeletonteams vergriffen, denn sie erlebten ein Debakel und blieben erstmals seit zwölf Jahren ohne Edelmetall. Die Kunsteisbahn im US-Bundesstaat New York hat es in sich, denn es müssen 20 Kurven durchfahren werden, wobei in Kurve 14 etwa 120 Kilometer pro Stunde auf dem Tacho stünden, wenn die Kufenflitzer einen hätten.
Exweltmeisterin Susanne Kreher aus Oberbärenburg kam auf den sechsten Platz und war damit noch die beste Deutsche – 1,36 Sekunden hinter der neuen Titelträgerin Kimberley Bos. Die Niederländerin lag bei allen Rennen perfekt auf dem Bauch, musste nur wenig gegensteuern. Zweite wurde Mystique Ro aus den USA, Bronze ging an Anna Fernstädt alias Fernstädtová, die in Prag auf die Welt kam. Ein Tritt in den Hintern des Bob- und Schlittenverbandes, denn Fernstädt war nach Olympia 2018 ins tschechische Team gewechselt, weil man ihr beim deutschen keine Erfolgsaussichten prognostizierte.
Auch die Männer hatten mit dem Olympiaeiskanal von 1932 und 1980 ihre liebe Not. Titelverteidiger Christopher Grotheer (BRC Thüringen) fiel im dritten Lauf vom vierten auf den siebten Platz zurück. Nach WM-Gold 2020, 2021 und 2024 diesmal nur heiße Luft. Auf den Sieger Matt Weston aus dem Wintersportland Großbritannien hatte er unglaubliche 2,22 Sekunden Rückstand. Platz zwei belegte Westons Landsmann Marcus Wyatt. Immerhin Axel Jungk vom BSC Sachsen Oberbärenburg kann nun eine Bronzemedaille blank putzen.
Der abschließende Mixed-Wettbewerb brachte außer lange Gesichter ebenfalls nichts ein, da das Team Jaqueline Pfeiffer/Christopher Grotheer auf den vierten Platz kam. Gold ging an Ro Mystique/Florian Austin aus den USA. Im ungeliebten Monobobwettkampf konnte sich die deutsche Laura Nolte auf dem zweiten Platz behaupten. Erste wurde Kaysha Love, dritte Elana Meyers Taylor (beide USA). Bei den Männern lief der Bobwettkampf nach dem bekannten deutschen Drehbuch: Auf der Bahn am Mount van Hoevenberg siegte Francesco Friedrich (1:49.750 m) vor Johannes Lochner (+ 0.140 s) und Adam Ammour (+ 0.330 s).
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