Trump wirft Bomben
Von Wiebke Diehl
Mehr als 30 Tote und über 100 Verletzte, die meisten davon Frauen und Kinder: Diese Zahlen nennt die jemenitische Ansarollah (»Huthis«), nachdem die US-Luftwaffe in der Nacht zum Sonntag Angriffe auf die Hauptstadt Sanaa geflogen hatte. Nach Angaben des Ansarollah-Pressebüros wurden dabei Wohnviertel im Norden der Hauptstadt getroffen. Das iranische Außenministerium verurteilte die Attacke am Sonntag als »eklatante Verletzung der UN-Charta«, die »die Sicherheit der Region einem beispiellosen Risiko aussetzen« werde. Auch der russische Außenminister Sergej Lawrow forderte die USA auf, ihre Angriffe umgehend einzustellen.
Auf seinem Onlinedienst Truth Social kommentierte US-Präsident Donald Trump die ersten seit seinem Amtsantritt auf das Land ausgeführten Angriffe folgendermaßen: »An alle Huthi-Terroristen, eure Zeit ist abgelaufen, eure Attacken müssen ab heute aufhören.« Ansonsten werde »die Hölle losbrechen«. Man werde keine Angriffe auf US-amerikanische Schiffe mehr tolerieren. Um dieses Ziel zu erreichen, werde man »überwältigende tödliche Gewalt« anwenden. Ganz überraschend kam die US-amerikanische Bombardierung des Jemen nicht: Anfang des Monats hatten die USA die Ansarollah offiziell als »ausländische Terrororganisation« eingestuft. Nur wenige Tage zuvor wurden die bislang für Luftangriffe und Spezialoperationen außerhalb konventioneller Schlachtfelder geltenden Beschränkungen gelockert. Als mögliche Ziele gehandelt wurden der Jemen und Somalia.
Auch in Richtung Iran drohte Trump am Sonntag: Teheran solle die »Unterstützung der Huthi-Terroristen SOFORT« beenden. Ansonsten werde »Amerika Sie voll zur Verantwortung ziehen, und wir werden dabei nicht freundlich sein«. Dabei ließ der US-Präsident allerdings außer Acht, dass die Ansarollah auch unter Experten als unabhängig gelten und die Möglichkeit Teherans, ihr Agieren zu beeinflussen, höchstens begrenzt sein dürfte. Der Generalmajor der iranischen Revolutionsgarde, Hossein Salami, reagierte mit einer Warnung vor Attacken auf sein Land. Mitte Februar hatten die Washington Post und das Wall Street Journal unter Berufung auf US-Geheimdienste berichtet, Israel könne in den kommenden Monaten den Iran angreifen.
Seit Ende 2023 beschießen die Ansarollah israelische Schiffe oder solche mit Israel-Bezug – erklärtermaßen bis der Gazakrieg beendet und die dortige Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und medizinischen Gütern versorgt werde. Weil die USA und Großbritannien seit Januar 2024 Hunderte Ziele im Jemen bombardiert haben, sind auch deren (Kriegs)schiffe im Visier. Mit Inkrafttreten der seitens Israel immer wieder gebrochenen Waffenruhe im Gazakrieg im Januar stellten die Ansarollah ihre Angriffe in internationalen Gewässern ein. Am Dienstag allerdings erneuerten sie ihre Warnung an alle israelischen Schiffe, die Bab-Al-Mandab-Meerenge, den Golf von Aden und das Rote Meer zu durchqueren. Zuvor hatte Israel erneut alle Hilfslieferungen sowie die Stromzufuhr in den Gazastreifen gestoppt.
Am Wochenende war auch der Libanon erneut Ziel von Angriffen. Innerhalb von 24 Stunden brach Israel dreimal das Waffenstillstandsabkommen und griff die Städte Mays Al-Jabal, Yater und Burj Al-Muluk an. Zudem weitete die israelische Armee ihre Besatzung auf libanesischem Gebiet aus, aus dem sie eigentlich bis Ende Januar hätte abziehen müssen.
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