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Aus: Ausgabe vom 17.03.2025, Seite 7 / Ausland
Pedro Castillo

Eiszeit beendet

Peru und Kolumbien beschließen vollständige Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen
Von Volker Hermsdorf
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Polizisten bewachen die peruanische Botschaft in Bogotá (21.12.2022)

Nach zweijähriger Eiszeit wollen Kolumbien und Peru ihre Beziehungen normalisieren. Dazu vereinbarten Limas Außenminister Elmer Schialer und dessen kolumbianische Amtskollegin Laura Sarabia am Freitag (Ortszeit) in der peruanischen Hauptstadt, Botschafter in ihre jeweiligen Länder zu entsenden. Perus Regierung hatte im März 2023 ihren Vertreter aus Bogotá abgezogen, nachdem Kolumbiens Präsident Gustavo Petro die Inhaftierung des Ende 2022 gestürzten linken Staatschefs Pedro Castillo verurteilt und Interimspräsidentin Dina Boluarte nicht als dessen Nachfolgerin anerkannt hatte. Als Reaktion darauf zog auch Kolumbien seinen Botschafter aus Lima ab.

Zum Beginn des gut zwei Jahre später gegen Castillo eröffneten Prozesses hatte Petro seine Kritik am 4. März dieses Jahres erneuert. Er bezeichnete das Verfahren und die Anklage, in der die Staatsanwaltschaft eine 34jährige Haftstrafe für den ehemaligen Dorfschullehrer forderte, als »Beleidigung der Menschenrechtskonvention und Affront gegen die Demokratie«. Als erster indigener Präsident Perus hatte sich Castillo im Juli 2021 mit 50,1 Prozent der Stimmen gegen Keiko Fujimori, die Kandidatin der Rechten, durchgesetzt. »Der Wille des Volkes, das ihn zum Präsidenten gewählt hat, wird einfach verhöhnt«, schrieb Petro auf X.

Trotz anhaltender Differenzen betonten die Außenminister jetzt »die historischen Bande der Freundschaft und Zusammenarbeit, die beide Länder verbinden«. Sarabia und Schialer erklärten, »gemeinsam an der Inte­gration beider Länder und an einer verbesserten Kooperation insbesondere im Grenzgebiet« zu arbeiten. Während des Gesprächs vereinbarten sie, ein Treffen der Präsidenten anzusetzen, sobald die ernannten Botschafter ihre Funktionen übernehmen. Außerdem soll noch in diesem Jahr in Lima ein binationales Kabinettstreffen stattfinden. Für die peruanische Regierung gilt die damit verbundene Anerkennung Boluartes als diplomatischer Erfolg.

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Auf der Ebene von Geschäftsträgern waren die diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern immer bestehen geblieben. Im September vergangenen Jahres dann hatte der peruanische Premierminister Gustavo Adrianzén angekündigt, dass hinter den Kulissen an der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zu Kolumbien und Mexiko gearbeitet werde. Auch Mexikos Botschafter war nach dem Putsch und der Amtsübernahme durch Boluarte ausgewiesen worden, da sein Land die Verfolgung Castillos angeprangert und dessen Familie politisches Asyl gewährt hatte. Der damalige Präsident Andrés Manuel López Obrador hatte die Regierung Boluartes als ›unrechtmäßig‹ kritisiert und war in Peru dafür sogar zur ›Persona non grata‹ erklärt worden.

Die Annäherung zwischen Peru und Kolumbien findet vor dem Hintergrund einer angespannten Sicherheitslage statt, die durch grenzüberschreitende organisierte Kriminalität weiter verschärft wird. Die stellvertretenden Außenminister beider Länder hatten am 13. Februar bei Vorgesprächen eine »Roadmap« zur Wiederaufnahme der wichtigsten bilateralen Mechanismen vereinbart. Dabei geht es insbesondere um die Zusammenarbeit zur Umsetzung eines Aktionsplans, der im Januar 2024 von der Andengemeinschaft (CAN) in Lima verabschiedet wurde.

CAN gehören neben Peru und Kolumbien auch Bolivien und Ecuador an. Ziele der Andengemeinschaft sind unter anderem eine intensive regionale Zusammenarbeit auf politischer, rechtlicher und wirtschaftlicher Ebene, die Verbesserung der Lebensbedingungen der Bevölkerung, der schrittweise Aufbau eines gemeinsamen Marktes und die bessere Positionierung der Region auf dem Weltmarkt. Das Ende der diplomatischen Eiszeit zwischen den beiden Mitgliedsländern soll dazu beitragen, diese Ziele voranzutreiben. Kolumbien und Peru wollen sich im Rahmen des CAN-Aktionsplans künftig vor allem auf die gemeinsame Sicherung der Grenze, den Kampf gegen Drogenkartelle, den illegalen Bergbau, verstärkte Zollkontrollen und eine effektivere Strafverfolgung bei Delikten der organisierten Kriminalität konzentrieren.

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