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Gut Kirschen essen

Von Gabriele Damtew
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Fußball ist immer noch unser Leben

Pokalspiele werden oft im Kopf entschieden. Das gilt um so mehr, wenn Klein gegen Groß antritt. Wobei das in den Landespokalen der Amateure schon mal ein Klassenunterschied von vier Levels sein kann. Die höchste Liga ist die dritte (keine Amateure). Was da in den Köpfen der Drittligaaufsteiger aus Cottbus im Halbfinale des Brandenburg-Cups vorgegangen sein mag. Wähnten Sie sich schon sicher unter den ersten vier ihrer Klasse, was automatisch zur Teilnahme am DFB-Pokal berechtigt? Immerhin stehen sie neun Spieltage vor Ultimo auf einem guten, wenn auch wackligen, zweiten Platz. Oder dachten sie im Hinterstübchen, den Fünftligisten RSV Eintracht Stahnsdorf 1949 nonchalant, quasi im Vorbeipassen, plattzumachen? Wir werden es nie erfahren, denn es gibt ja so was wie ein Kabinengeheimnis. Jedenfalls versagte Cottbus als dreimaliger Titelverteidiger dabei, klare Verhältnisse zu schaffen, im Gegenteil. Nach Notbremse von Dennis Slamar musste Energie die zweite Hälfte inklusive Verlängerung zu zehnt spielen – ein schmeichelhaftes Verb. Im folgenden Elfmeterschießen mauserte sich der Schlussmann von Stahnsdorf, Daniel Hemicker, zum dreifachen Elfmeterkiller (3:1). Platzsturm unaufhaltsam. Zum ersten Mal steht Eintracht Stahnsdorf im Finale des Landespokals gegen den VfB Krieschow. Man kennt sich aus der Oberliga.

Von den zwei noch im Bayern-Pokal befindlichen Drittligisten verpatzte Ingolstadt (Rang fünf) ebenfalls sein Halbfinale gegen Regionalligist FV Illertissen. Da hallt was in den Ohren wider: Schon viermal stand Illertissen in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals. Als Gegner fürs Finale setzte sich die SpVgg Unterhaching, Tabellenletzter der dritten Liga, ohne seinen gefeuerten Trainer Heiko Herrlich gegen Viertligist Bamberg mit 3:1 durch. Alles drin für die nächste Überraschung – nur welche?

Wer im Halbfinale des Thüringen-Pokals auf Gastgeber ZFC Meuselwitz gesetzt hatte, wird ein hübsches Sümmchen gemacht haben (1:0). Denn favorisiert war Ligakonkurrent Carl Zeiss Jena mit dem neuen alten Trainer Volkan Uluç und großer Pokalhistorie im Gepäck. Davon müssen die Fans nun weiter zehren. Im Finale wartet Verbandsligist FC An der Fahner Höhe, der in Heiligenstadt mit 5:2 souverän gewann. Kleiner Tip: An der Fahner Höhe kann man gut Kirschen essen. Für Regionalligist Meuselwitz wohl keine Option.

Der Sachsen-Pokal spielte am vergangenen Wochenende erst die Viertelfinals aus. Drittligist Erzgebirge Aue ließ in Chemnitz trotz Gegenwehr in der zweiten Halbzeit keine Zweifel aufkommen (2:0). Saisonziel Aufstieg verfehlt, aber vielleicht wird’s der DFB-Pokal. Das vorerst schnellste Tor im Wettbewerb erzielte nach 17 Sekunden Oberligist Grimma gegen Motor Marienberg, Endstand 0:7 (wobei ein Tor nach Fehlentscheidung fiel). Am Sonntag dann der Kracher. Stadtderby BSG Chemie Leipzig vs. Lok Leipzig. Eine Stadt im Ausnahmezustand. Ebenfalls nur 17 Sekunden brauchte Loks Djamal Ziane zur Führung. Am Ende eine klare Sache. Lok gewinnt mit 4:1, und schießt sogar alle ­Tore.

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