Dein roter Faden in wirren Zeiten
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Aus: Ausgabe vom 29.03.2025, Seite 8 / Ansichten

Survivalistin des Tages: Hadja Lahbib

Von Felix Bartels
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Endlich Krise

Wir befinden uns im Jahr 25. Ganz Europa ist von der wahnhaften Idee besetzt, das mächtigste Militärbündnis der Welt sei sicher vor einer ihm weit unterlegenen Armee im Osten. Ganz Europa? Ein kleines belgisches Dorf trotzt dem pazifistischen Herrschaftswissen. EU-Krisenkommissarin Hadja Lahbib will das Volk für einen Angriff Russlands fit machen. Hilft ja nix, die Panzer zu verdoppeln, wenn militärisches Betragen nicht auch in die Bevölkerung einzieht. Materiell aufrüsten heißt geistig abrüsten. »Das ist unser neuer Way of Life: Wir müssen auf alles vorbereitet sein«, sagte sie dem Handelsblatt.

Postironisch wird das Ganze als Gag verpackt. Die Ironie der Ironie besteht darin, dass da eigentlich gar keine Ironie ist. In einem auf Elon Musks Kotschleuder X geteilten Clip stellt Lahbib einen »Grab Bag« vor, einen Rucksack, der griffbereit in der Nähe stehen soll, wenn der Russe dann endlich die Tür eintritt. Da über den Inhalt der Tasche in Brüssel noch verhandelt wird, zeigt Lahbib im Jux ihre eigene Befüllung, wobei die optisch eher einem jener Amenity Kits gleicht, die Airlines in der First Class ausgeben, so militärisch also wie der Haarschmuck der Suttner.

Und was ist drin? »Eine Brille«, flötet Lahbib, und fügt deep hinzu: »Damit Sie sehen, was passiert.« Die russische Bedrohung nämlich. In Carpenters »They Live« findet der Protagonist auch eine Brille, danach sieht er lauter Dinge, die nicht zu sehen sind. Außerdem in der Tasche: Dokumente im wasserdichten Umschlag, ein Radio, ein Schweizer Messer, Wasserflasche, Thunfischdose, Taschenlampe, Feuerzeug … und ca. 20 Blister mit Tabletten (too much information, Hadja). Die »Survival Edition« soll »für die ersten 72 Stunden« reichen. Die Zeit, die der Russe braucht, Brüssel einzunehmen? Oder die, die Trump benötigt, einen Frieden auszuhandeln?

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  • Leserbrief von Reinhard Hopp aus Berlin (30. März 2025 um 13:41 Uhr)
    Was jedoch noch unbedingt in den Rucksack mit hinein gehört, sind etliche Flaschen Wodka, mindestens 300g Machorka und genügend Kondome mit der Aufschrift »Druschba« oder auch »Mir« (auf Russisch versteht sich). Über die Reparatur der eingetretenen Tür kann man sich ja dann später immer noch in Ruhe unterhalten.
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Joachim S. aus Berlin (29. März 2025 um 07:08 Uhr)
    Solche Leute haben nie zur Kenntnis genommen, wie ein »normaler« Krieg mit einer Atommacht aussehen würde. Nämlich so, dass von den Hunderten von Millionen Bewohnern Westeuropas inklusive ihrer Rucksäcke nur ein Häufchen Asche übrig wäre. Wer Genaueres wissen will: Auf der Friedenskonferenz des OKV am 24. März 2025 gab es einen außerordentlich eindrucksvollen Beitrag zu den Folgen eines solchen Konflikts. Der ließ nur eine Schlussfolgerung zu: Nie, nie nie darf es zu einem solchen Krieg kommen! Wir dürfen den Kriegsgeilen das Feld nicht überlassen. Wir gehören auf die Straße, damit sie uns durch ihre blödsinnige Politik nicht umbringen. Am besten schon bei den Ostermärschen 2025. Anders wird man diesen Wahnsinnigen nicht in den Arm fallen können.

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