Goldfieber am Meeresboden
Von Oliver Rast
Grelle Scheinwerfer leuchten ins Stockfinstere, dazu höllischer Lärm. Eine Armada von Robotern saugt mit schlauchartigen, sensorgesteuerten Fangarmen handtellergroße Gesteinsbrocken auf. Und das Tausende Meter tief am ozeanischen Meeresgrund. Eine Ära des industriellen Tiefseebergbaus könnte bald beginnen. Die Jagd nach Jahrmillionen alten polymetallischen Manganknollen. Erdig-bräunliche bis schwarze Klumpen, die zahlreiche Metalle enthalten, Nickel, Kobalt, Kupfer und eben Mangan.
Bislang gibt es nur Pilotprojekte. Denn es existiert noch kein Regelwerk für den Raubbau in der Tiefsee. Ein solches erarbeiten – seit Jahren – die 36 Mitglieder des Rats der zuständigen Internationalen Meeresbodenbehörde (IMB), einer UN-Unterorganisation mit Sitz im jamaikanischen Kingston.
Nun prescht der kanadische Konzern The Metals Company (TMC) vor, will eine Lizenz bei der US-Ozeanographiebehörde NOAA für den kommerziellen Bergbau in der Tiefsee auf Basis der US-Bergbauvorschriften aus den 1980er Jahren beantragen, berichtete dpa am Freitag abend. Und würde damit die IMB umgehen. TMC plant, in der Clarion-Clipperton-Zone (CCZ) im östlichen Pazifik zwischen Mexiko und Hawaii große Mengen von Manganknollen »zu ernten«. »Wir sind ermutigt durch die wachsende Erkenntnis in Washington, dass Knollen eine strategische Chance für die USA darstellen – und wir werden mit Dringlichkeit handeln«, sagte TMC-Vorstandsvorsitzende Gerard Barron am Donnerstag laut Mitteilung. Es habe positive Gespräche mit Vertretern des Weißen Hauses und des US-Kongresses gegeben.
Die Generalsekretärin der IMB, Leticia Carvalho, lehnt den TMC-Vorstoß ab. Die Behörde war im Rahmen des UN-Seerechtsübereinkommen (Unclos) 1994 gegründet worden. Als einzig legitime Institution etwa für Fragen der »Schürfrechte« am Meeresboden. »Jede einseitige Maßnahme wäre ein Verstoß gegen das Völkerrecht und würde die Grundprinzipien des Multilateralismus, der friedlichen Nutzung der Ozeane und der kollektiven Verwaltung im Rahmen des Unclos untergraben«, verlautbarte die brasilianische Ozeanographin am Freitag.
Nicht zuletzt verweisen Umweltschützer auf Risiken in der wenig erforschten Tiefsee. Zumal deren »Schätze« als »gemeinsames Erbe der Menschheit« gelten. Dennoch, ein ozeanisches Wildwest droht, ein maritimer Beutezug sondergleichen.
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