Jugend ohne Job
Von Niki Uhlmann
Die BRD zählte im vergangenen Jahr 252.900 erwerbslose Jugendliche. Rund fünf Prozent aller Menschen zwischen 15 und 24 Jahren fanden keinen Job, erhielten keinen Lohn und mussten sich folglich mit Perspektivlosigkeit und Armut herumschlagen. Zwischen 2010 und 2021 war die Jugendarbeitslosigkeit kontinuierlich zurückgegangen. Seit 2022 steigt sie wieder, und zwar vor allem die Anzahl erwerbsloser Jugendlicher ohne abgeschlossene Ausbildung, die rund drei Viertel ausmacht. Dies und mehr teilte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) am Mittwoch mit.
Den Osten trifft diese Entwicklung wie so vieles härter als den Westen. Dort seien mit 7,6 Prozent überdurchschnittlich viele Jugendliche erwerbslos, im Westen waren es 4,8 Prozent. Zentrale Triebkraft dieser ungleichen Entwicklung »ist unter anderem die Lage am regionalen Ausbildungsmarkt«, so das IAB. Wer ausgebildet werde, sei nicht arbeitslos und habe anschließend »bessere Beschäftigungschancen«.
2012 seien in Ostdeutschland 80 Lehrstellen pro 100 Schulabgänger angeboten worden, 2023 nur noch 63. »In Westdeutschland besteht seit 2014 hingegen ein umgekehrter Trend: Das Verhältnis ist von 61 zu 100 auf 75 zu 100 im Jahr 2023 angestiegen.« Das wiederum hänge mit der regionalen »wirtschaftlichen Lage und den Geschäftserwartungen der Ausbildungsbetriebe« zusammen, zumal die im Westen häufiger vertretenen Großbetriebe »mehr und kontinuierlicher ausbilden als kleine«. Fazit: Wer arm ist, bleibt arm – von der Jugend bis zur Rente, vor allem im Osten.
Die Ergebnisse der IAB decken sich mit dem Befund der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz vom Vortag. Demzufolge würden jährlich etwa 250.000 Jugendliche nach dem Ende ihrer Schulzeit im Übergangssystem landen, weil das Schulsystem beginnend bei der Grundschule daran scheitere, ihnen »funktionale Kompetenzen« beizubringen. Es hapere bei den Grundlagen: bei Deutsch, Englisch, Mathe und Naturwissenschaften sowie »überfachlichen« Kenntnissen, darunter der Umgang mit digitalen Medien. Ohne die sei Berufsausbildung nicht möglich. Den Übergangssektor, der derlei Qualifikationen nachschärfen soll, bewertete die SWK als ineffizient.
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