Seit Anfang 2024 über 1.200 Pflegeeinrichtungen insolvent oder geschlossen

Berlin. In der Bundesrepublik geraten immer mehr Pflegeheime und -dienste in finanzielle Not. So wurden seit Anfang 2024 nach einer Erhebung des Arbeitgeberverbands Pflege bei 1.264 Pflegeeinrichtungen Insolvenzen oder Schließungen bekannt, wie Verbandsgeschäftsführerin Isabell Halletz am Montag gegenüber dpa in Berlin sagte. »Das macht uns große Sorgen, weil trotz wachsenden Bedarfs etliche Pflegeplätze wegbrechen«, ergänzte sie. Für Schlagzeilen sorgte zuletzt der Fall des Pflegekonzerns Argentum. Dessen vier Holdinggesellschaften hatten am 1. April Insolvenz in Eigenverwaltung beim Amtsgericht Bad Homburg beantragt, wie mehrere Medien berichteten. Anfang 2024 zählte der Verband über 800 Insolvenzen oder Schließungen in der Altenpflege im Jahr 2023. Verbandspräsident Thomas Greiner sagte damals: »Und das Heimsterben geht weiter, egal ob familiengeführtes Pflegeheim, kirchliche Sozialstation oder leistungsstarkes Pflegeunternehmen.«
Der noch amtierende Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte im Herbst eine »Pflegereform« angekündigt. Verbandsgeschäftsführerin Halletz macht als Hauptursache für die finanzielle Schieflage vieler Pflegeanbieter mangelnde Zahlungsmoral der Kassen verantwortlich. Die Leistungen der Heime und Dienste würden meist nicht zeitnah bezahlt. »Das türmt sich bei den Pflegeunternehmen zu sechs- bis siebenstelligen Summen auf«, sagte Halletz. Klamme Kassen sanierten sich auf Kosten von Pflegeanbietern. Die Pflegeunternehmen würden »als Bank der Kassen missbraucht«. Lange dauere es auch bei den Sozialämtern, die bei bedürftigen Menschen für die Eigenanteile einspringen – aber oft erst nach monatelanger Wartezeit, wie Halletz kritisierte. Laut Statistischem Bundesamt hatte es zuletzt 11.250 Pflegeheime mit vollstationärer Dauerpflege und 15.549 ambulante Pflegedienste in Deutschland gegeben. (dpa/jW)
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