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Aus: Ausgabe vom 19.04.2025, Seite 5 / Inland
Krise der Druckbranche

Traditionsdruckerei vor dem Aus

Ebner & Spiegel in Ulm insolvent; Verkauf möglich. CPI verlagert nach Tschechien
Von Gudrun Giese
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Druck unter Druck: Ab Juli sind die Auftragsbücher bei Ebner & Spiegel leer

Die Wirtschaftskrise lässt keinen Bereich ungeschoren. Nun trifft es zwei Betriebe der Druckindustrie im baden-württembergischen Ulm. Am 7. April beantragte der Mutterkonzern CPI Germany für die Buchdruckerei Ebner & Spiegel GmbH sowie deren Tochtergesellschaft CPI Ulmer Buchservice Insolvenz in Eigenverwaltung. Zwei Tage später hat das zuständige Insolvenzgericht das Verfahren eröffnet.

CPI Germany ist Teil eines 1996 gegründeten Konglomerats mit Hauptsitz in Frankreich. Man verfüge über 16 Druckereien in Europa, heißt es auf dessen Webseite. Für den Standort Ulm sehe CPI aber keine Zukunft und bereite möglicherweise einen Verkauf oder eine Restrukturierung vor, wie der dortige Betriebsratsvorsitzende Christian Clement gegenüber jW ausführte. »Am 30. Juni ist Schluss mit dem Lohnfertigungsvertrag für Ebner & Spiegel.« Am selben Tag wird auch das Insolvenzeröffnungsverfahren und damit die Auszahlung des Insolvenzgeld für die rund 200 Beschäftigten durch die Bundesanstalt für Arbeit. Zu lange habe das CPI-Management sich den Problemen der Branche unzureichend gewidmet, klagte Clement. »Vor allem der Kontakt zu den Kunden ist verlorengegangen.« Gemeint sind große Verlage, deren Werke bei Ebner & Spiegel als »einfarbige Bücher« gedruckt werden.

Übrig bleibe in der BRD nur der CPI-Standort im nordfriesischen Leck, erläuterte Jan Schulze-Husmann aus der Verdi-Bundesverwaltung gegenüber jW. Es gehe »um die größten Buchdruckereien in Deutschland« und »gute Arbeitsplätze zu Tarifkonditionen«. Obendrein seien die Belegschaften gewerkschaftlich aktiv und an etlichen Arbeitskämpfen beteiligt gewesen. In Ulm habe man wegen der kriselnden Auftrags- und Umsatzlage sogar auf Entgelt verzichtet. Der dazu abgeschlossene Tarifvertrag sei am 31.März ausgelaufen, der Zeitpunkt der Insolvenzanmeldung folglich kein Zufall. »Außerdem wurden bereits Maschinen von Ebner & Spiegel an den Druckstandort im tschechischen Moravia verlagert«, so Schulze-Husmann.

CPI Germany teilte zum Insolvenzverfahren in Ulm mit, dass das Ende des Druckens wegen »sinkender Produktionsauslastung und steigender Stückkosten« nötig geworden sei. Dennoch würden die bestehenden Vertragsbeziehungen zu den Verlagen fortgesetzt. Künftig solle in Leck und Moravia produziert werden, wo es genügend Kapazitäten gebe, um alle aktuellen Aufträge zu bearbeiten, so das Fachportal print.de am 10. April.

Auch wenn es der Branche insgesamt krisele, erwarte Verdi von CPI, die Verantwortung gegenüber den Beschäftigten wahrzunehmen, so Gewerkschafter Schulze-Husmann. Zu lange seien Modernisierungen, etwa Investitionen in den Digitaldruck, unterblieben. Bei der Insolvenzanmeldung hatte CPI Germany laut print.de angegeben, den Standort in Ulm in einen digitalen Druckbetrieb umwandeln zu wollen. Konkretisiert wurde das bislang nicht.

Wie es für den Traditionsbetrieb Ebner & Spiegel, der auf rund 150 Jahre Geschichte zurückblickt, weitergehen wird, ist aus Sicht des Betriebsratsvorsitzenden Clement noch weitgehend offen. »Ob ein Verkauf zustande kommt, ein Investor gefunden wird oder Druckerei und Buchservice am Ende doch geschlossen werden, kann heute niemand sagen.« Davon hänge aber das weitere Vorgehen der Belegschaft und ihrer Vertretung ab.

Hinweis: In einer früheren Fassung des Artikels stand mit dem 30. Juni werde das Insolvenzverfahren beendet. Tatsächlich ist das Eröffnungsverfahren beendet, und das Insolvenzverfahren beginnt. Wir haben die Stelle entsprechend korrigiert. (jW)

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