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Aus: Ausgabe vom 19.04.2025, Seite 4 (Beilage) / Wochenendbeilage
Rosa-Luxemburg-Preis

»Dieser Preis gehört euch allen«

Der Schauspieler Rolf Becker erhielt den Rosa-Luxemburg-Preis für sein lebenslanges Streben nach Gerechtigkeit und Frieden
Von Nick Brauns
»Aber die Stärksten kämpfen ihr Leben lang. Diese sind unentbehrlich.« (Bert Brecht) – Preisträger Rolf Becker
Verlagsgeschäftsführer Dietmar Koschmieder, Rolf Becker und Melodie & Rhythmus-Chefredakteurin Susann Witt-Stahl bei der Überreichung des Preises
Der große Saal im Kino Babylon war fast bis auf den letzten Platz gefüllt
»Ich danke meinem Vater auch für den dialektischen Materialismus, der mich bis heute in meinem Denken begleitet« – Schauspieler Ben Becker
»Kampf für den Frieden ist immer auch Kampf gegen Kapitalismus« – Gewerkschafterin Ulrike Eifler hielt die politische Laudatio
»Familienleben mit Rolf war aufgrund seines Engagements oft ein Leben ohne Rolf« – Persönliche Erinnerungen von Partnerin Sylvia Wempner
»Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker« (Che Guevara): Griechische Genossen stimmen ein Geburtstagslied für Rolf Becker an
»Du hinterlässt Spuren« – die 96jährige Zeitzeugin und Antifaschistin Antje Kosemund würdigt Rolf Becker

Im Kino Babylon am Berliner Rosa-Luxemburg-Platz waren am letzten Sonnabend fast alle der rund 500 Plätze besetzt. Zum 30jährigen Jubiläum des Verlags 8. Mai vergaben die Tageszeitung junge Welt und die Kulturzeitschrift Melodie & Rhythmus erstmals den Rosa-Luxemburg-Preis. Ausgezeichnet für sein lebenslanges Streben nach Gerechtigkeit und Frieden wurde der Schauspieler und Gewerkschafter Rolf Becker, der am 31. März seinen 90. Geburtstag gefeiert hatte. Der Preisträger stehe symbolisch für alle, »die nicht aufgeben, sondern weiterkämpfen«, so Verlagsgeschäftsführer Dietmar Koschmieder bei der Übergabe der von Bildhauer Rolf Biebl gestalteten Rosa-Luxemburg-Statuette an Becker. »Dieser Preis gehört euch allen«, gab der so Geehrte die Botschaft zurück. »Denn nicht einzelne können Bewegungen auslösen. Sondern umgekehrt bewegen die Massen den einzelnen, der versucht, das zu formulieren und weiterzutragen.«

Der Soziologe Moshe Zuckermann, Gewerkschafterin Ulrike Eifler, die 96jährige Antifaschistin Antje Kosemund und weitere Weggefährten und Familienmitglieder würdigten im Lauf des von Isabel Neuenfeld moderierten Nachmittags das künstlerische und politische Werk Beckers und dessen tatkräftiges humanistisches Engagement. Andreas Rebers und seine Band interpretierten im Rahmen des vielfältigen Kulturprogramms antimilitaristische Lieder von Franz Josef Degenhardt.

Eine aus Griechenland angereiste Delegation von Gewerkschaftern und Anti-NATO-Aktivisten erinnerte nicht nur an Beckers Solidarität mit dem vom EU-Finanzkapital ausgepressten Land, sondern überreichte ihm eine palästinensische Kufija. Denn der Einsatz für einen gerechten Frieden in Nahost ist für Becker eine Herzensangelegenheit.

Per Audiobotschaft gratulierte Mumia Abu-Jamal aus dem Gefängnis in den USA. Während der Kampf für die Freiheit des schwarzen Bürgerrechtsaktivisten weitergeht, konnte Becker mit Christian Klar einen anderen zu lebenslanger Haft Verurteilten, der 26 Jahre in deutschen Gefängnissen verbringen musste und für dessen Freilassung er sich engagiert hatte, nun als Freund auf der Bühne begrüßen.

Furioses Finale des Tages: Schauspieler Ben Becker schmetterte seinem Vater zu Ehren David Bowies »Helden« und schwenkte dazu das rote Banner.

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