»Dieser Preis gehört euch allen«
Von Nick BraunsIm Kino Babylon am Berliner Rosa-Luxemburg-Platz waren am letzten Sonnabend fast alle der rund 500 Plätze besetzt. Zum 30jährigen Jubiläum des Verlags 8. Mai vergaben die Tageszeitung junge Welt und die Kulturzeitschrift Melodie & Rhythmus erstmals den Rosa-Luxemburg-Preis. Ausgezeichnet für sein lebenslanges Streben nach Gerechtigkeit und Frieden wurde der Schauspieler und Gewerkschafter Rolf Becker, der am 31. März seinen 90. Geburtstag gefeiert hatte. Der Preisträger stehe symbolisch für alle, »die nicht aufgeben, sondern weiterkämpfen«, so Verlagsgeschäftsführer Dietmar Koschmieder bei der Übergabe der von Bildhauer Rolf Biebl gestalteten Rosa-Luxemburg-Statuette an Becker. »Dieser Preis gehört euch allen«, gab der so Geehrte die Botschaft zurück. »Denn nicht einzelne können Bewegungen auslösen. Sondern umgekehrt bewegen die Massen den einzelnen, der versucht, das zu formulieren und weiterzutragen.«
Der Soziologe Moshe Zuckermann, Gewerkschafterin Ulrike Eifler, die 96jährige Antifaschistin Antje Kosemund und weitere Weggefährten und Familienmitglieder würdigten im Lauf des von Isabel Neuenfeld moderierten Nachmittags das künstlerische und politische Werk Beckers und dessen tatkräftiges humanistisches Engagement. Andreas Rebers und seine Band interpretierten im Rahmen des vielfältigen Kulturprogramms antimilitaristische Lieder von Franz Josef Degenhardt.
Eine aus Griechenland angereiste Delegation von Gewerkschaftern und Anti-NATO-Aktivisten erinnerte nicht nur an Beckers Solidarität mit dem vom EU-Finanzkapital ausgepressten Land, sondern überreichte ihm eine palästinensische Kufija. Denn der Einsatz für einen gerechten Frieden in Nahost ist für Becker eine Herzensangelegenheit.
Per Audiobotschaft gratulierte Mumia Abu-Jamal aus dem Gefängnis in den USA. Während der Kampf für die Freiheit des schwarzen Bürgerrechtsaktivisten weitergeht, konnte Becker mit Christian Klar einen anderen zu lebenslanger Haft Verurteilten, der 26 Jahre in deutschen Gefängnissen verbringen musste und für dessen Freilassung er sich engagiert hatte, nun als Freund auf der Bühne begrüßen.
Furioses Finale des Tages: Schauspieler Ben Becker schmetterte seinem Vater zu Ehren David Bowies »Helden« und schwenkte dazu das rote Banner.
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