Osterfladen
Von Maxi WunderAch, die Ostermärsche! Eine liebgewonnene Tradition, bei der man sich zur besten Frühlingszeit mit Transparenten und Trillerpfeifen auf den Weg macht, um gegen Krieg, Aufrüstung, miese Löhne und Sozialabbau zu demonstrieren – was ist aus ihr geworden?
Wir erinnern uns: Alles begann im »Kalten Krieg«, als man sich in Ost und West im Schatten von Atomraketen die Apokalypse schon mal im Kalender anstrich. Inspiriert von britischen Antiatomprotesten marschierten damals rund 1.000 Leute von Hamburg zum Truppenübungsplatz Bergen-Hohne. Ziel: friedliche Abrüstung.
In den 60er Jahren wurden die Ostermärsche zum Symbol der wachsenden Friedensbewegung in der BRD. Linke, Gewerkschaftler, Kirchenleute, Schüler und Studenten gingen gemeinsam auf die Straße. Ihren ersten Höhepunkt erreichte die Bewegung Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre gegen den Vietnamkrieg, die NATO, das Kapital. 1968 waren in Westdeutschland über 300.000 Menschen dabei.
Nach dem Ende der Sowjetunion in den 90ern war vielen das Thema »Krieg« erst mal Wurst. Frieden war inzwischen so selbstverständlich wie das Toastbrot beim Hotelbuffet, die Teilnehmerzahlen der Ostermärsche sackten ab. Anfang der 2000er dümpelten sie zwischen 10.000 und 20.000 deutschlandweit. Das sind weniger Leute, als zuletzt für ein I-Phone Schlange standen. Zwar gab es immer wieder Spitzen, etwa 2003, als der Irak-Krieg begann, bundesweit waren zirka 100.000 Menschen auf den Straßen – eine Ausnahme. Der Trend war klar: Die Ostermärsche unterlagen dem gleichen Imagewandel wie Omas Spitzendeckchen: nett und nostalgisch, aber Tüddelkram.
Und heute? Auch 2024 gingen wieder einige tausend demonstrieren. Die Schätzungen schwankten zwischen 10.000 und 15.000 Teilnehmenden deutschlandweit – je nachdem, ob man die mitzählte, die versehentlich in den Marsch gerieten, weil sie zum Osterbrunch wollten.
Auffällig ist, wer heute mitläuft: Der Altersdurchschnitt der Friedensbewegten liegt gefühlt bei 68,9 Jahren. Die alten Hasen in ihren Goretex-Jacken, Baskenmützen und orthopädischen Schuhen waren schon dabei, als es noch DDR und D-Mark gab. Unsere Jugend ist mehr mit Klimaretten beschäftigt – auch wichtig. Im Grunde eine gute Arbeitsteilung zwischen Opa für den Frieden, Oma gegen rechts und Enkel für Natur. Die Elterngeneration kofinanziert derweil Aufrüstung, Kriege, Naturzerstörung und AfD mit ihren hart erarbeiteten Steuerabgaben – ein Aberwitz. So ähnlich wie gesunde Petersilie, die giftig wird, sobald sie blüht. Weil das nicht für Schnittlauch gilt:
Osterfladen
Drei Eier, 200 ml Milch, 100 g Mehl und eine Prise Salz zu einem Teig verrühren. Ein Bund frischen Schnittlauch feinhacken, die Blüten (auch sie sind essbar) zur Seite legen. Schnittlauch unter den Teig rühren. In einer Pfanne etwas Butter erhitzen und goldgelbe Pfannkuchen ausbacken. Währenddessen 250 g Quark mit dem Abrieb einer halben Biozitrone, einem TL Honig und Salz und Pfeffer cremig rühren. Pfannkuchen mit Zitronenquark servieren, mit den zartvioletten Schnittlauchblüten garnieren.
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