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Aus: Ausgabe vom 26.04.2025, Seite 1 / Kapital & Arbeit
Ausbeutung der Meere

USA beschleunigen Tiefseebergbau

Trump unterzeichnet Dekret, das Schürfen nach Rohstoffen in Tiefsee ermöglicht. Kritik aus China
Von Susanne Knütter
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Der kommerzielle Abbau von Metallen und seltenen Erden in der Tiefsee steckt technologisch noch in den Kinderschuhen. Jetzt haben Bergbaukonzerne aber neuen Ansporn, die Entwicklung auf dem Gebiet weiter voranzutreiben. US-Präsident Donald Trump unterzeichnete am Donnerstag (Ortszeit) ein Dekret, das das Schürfen nach Metallen wie Nickel und Kobalt in US- und internationalen Gewässern ermöglichen soll. Die US-Wirtschaft könne so auf Milliarden Tonnen wertvoller Mineralien hoffen, hieß es aus dem Weißen Haus. Außerdem gehe es darum, »Chinas wachsendem Einfluss auf die Bodenschätze am Meeresboden entgegenzuwirken«.

Die Internationale Meeresbodenbehörde der UNO (International Seabed Authority, ISA) bemüht sich seit den 90er Jahren, ein Regelwerk für den Tiefseebergbau auszuarbeiten. Regierungen hatten sich deshalb bisher noch mit konkreten Vorstößen zurückgehalten. Die USA haben das internationale Abkommen, das der ISA die entsprechende Zuständigkeit überträgt, nicht ratifiziert.

China kritisierte den US-amerikanischen Vorstoß. Die Volksrepublik besitzt mehr Explorationslizenzen als jedes andere Land, betreibt aber in Erwartung der ISA-Bestimmungen bislang keinen Tiefseebergbau. »Kein Land sollte die Internationale Meeresbodenbehörde und internationales Recht umgehen und willkürlich Explorations- und Erschließungsaktivitäten genehmigen«, sagte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums am Freitag. Auch Umweltverbände warnten vor enormen ökologischen Schäden. »Die Beschleunigung des Tiefseebergbaus ist eine sich anbahnende Umweltkatastrophe«, erklärte Emily Jeffers, Anwältin beim Center for Biological Diversity.

Privatfirmen hoffen bereits auf die USA. Das kanadische Unternehmen The Metals Company hatte sich jahrelang um eine Lizenz im UN-Rahmen bemüht. Seit diesem Jahr setzt es statt dessen jedoch auf eine US-Genehmigung, um die ISA zu umgehen. Vergangene Woche hatte auch das US-Unternehmen Impossible Metals unter Umgehung der ISA in den USA einen Antrag gestellt, um im Pazifik Tiefseebergbau betreiben zu können.

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