Palästinenserpräsident auf dem Rückzug
Von Jörg Tiedjen
Die Ära Mahmud Abbas könnte bald der Vergangenheit angehören. Wie nämlich die Palästinensische Befreiungsbewegung (PLO) am Sonnabend bekanntgab, hat der 89jährige sogenannte Palästinenserpräsident seinen langjährigen Vertrauten Hussein Al-Scheich zum Stellvertreter und Nachfolger ernannt. Dieser gehört wie Abbas der Fatah an, gilt als Pragmatiker im Umgang mit der israelischen Besatzungsmacht und konnte auch auf Auslandsreisen diplomatische Erfahrung gewinnen. Abbas steht seit dem Tod Jassir Arafats im Jahr 2004 an der Spitze der PLO und der Nationalbehörde in Ramallah. Da Wahlen immer wieder aufgeschoben wurden, ist er seit langem nicht mehr demokratisch legitimiert.
Ebenfalls am Sonnabend wiederholte die mit der Fatah konkurrierende Hamas ihre Bereitschaft zu einer Waffenruhevereinbarung mit Israel. Ein Hamas-Offizieller betonte vor Journalisten: »Wir wollen kein Teilabkommen, sondern eine umfassende Regelung, die den Krieg beendet.« Im Zuge eines derartigen Abkommens könnten sämtliche israelische Geiseln im Austausch gegen palästinensische Gefangene in Israel freikommen, fügte er hinzu. Eine hochrangige Delegation der Hamas traf am Sonnabend in Kairo ein und führte Gespräche mit den ägyptischen Vermittlern. Ägypten, Katar und die USA stehen als Vermittler bei den indirekten Gesprächen zwischen Israel und der Hamas zur Seite.
Während die Führer der westlichen Welt am Sonnabend der Beerdigung des Papstes Franziskus in Rom beiwohnten, der sich immer wieder für Palästina eingesetzt hat, intensivierte Israel am Wochenende seine Angriffe in Gaza erneut. Nach lokalen Angaben wurden allein am Sonntag bis Redaktionsschluss mindestens 21 Menschen getötet. Auch erließ Israel am Sonntag nachmittag eine Evakuierungsanordnung an die Bewohner der südlichen Bezirke der libanesischen Hauptstadt Beirut. Dort wurde am Abend nach Redaktionsschluss ein Großangriff Israels befürchtet, der dritte seit November – und trotz einer bestehenden Waffenstillstandsbereinbarung.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Mehr aus: Ausland
-
Berlin bricht Brüsseler Regeln
vom 28.04.2025 -
Strategische Trauer
vom 28.04.2025 -
»Feiern wir Mumias Leben!«
vom 28.04.2025 -
Rudelführer Trump
vom 28.04.2025 -
Blockaden gegen Justiz
vom 28.04.2025