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Aus: Ausgabe vom 31.01.2006, Seite 13 / Feuilleton

Nam June Paik tot

Wo nichts los ist, steht immer ein Fernseher rum. Man kennt das aus diversen Kunstausstellungen: Kaum einer schlendert an den Exponaten vorbei, aber hinten in der Ecke, da stehen sie rum, die Besuchermassen und starren auf den Bildschirm, wo irgendwas flimmert. Das muß ein Reflex sein, sozial eingeübt in Abertausenden Wohnzimmerstunden. Nam June Paik war der erste Künstler, der voll auf dieses Prinzip vertraute. Man nennt ihn auch den Vater der Videokunst. Er wurde am 20. Juni 1932 in Seoul geboren. Nach seinem Studium in Tokio, München und Freiburg betätigte er sich als Komponist, bevor er sich der bildenden Kunst zuwandte. Zunächst arbeitete er nicht mit Video, sondern manipulierte Fernseher, so daß sie das vorhandene Programm verzerrt wiedergaben. Er baute auch Klanginstallationen mit modifizierten Plattenspielern und Tonbandgeräten. Ab den späten 60er Jahren produzierte Nam June Paik Videobänder und entwickelte einen Videosynthesizer, mit dem Fernseh- und Videobilder technisch manipuliert werden konnten. Diese veränderten Bilder wurden Grundlage seiner Installationen. Ab 1980 ordnete er Fernsehmonitore zu Skulpturen an und spielte auf ihnen Videosequenzen simultan mit rhythmischen Umschaltungen ab. Seit 1979 war Nam June Paik Professor an der Kunstakademie Düsseldorf, lebte aber hauptsächlich in den USA. Am Sonntag starb er im Alter von 73 Jahren in seinem Haus in Miami, wie auf seiner Internetseite mitgeteilt wurde.

(ddp/jW)


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