Nam June Paik tot
Wo nichts los ist, steht immer ein
Fernseher rum. Man kennt das aus diversen Kunstausstellungen: Kaum
einer schlendert an den Exponaten vorbei, aber hinten in der Ecke, da
stehen sie rum, die Besuchermassen und starren auf den Bildschirm, wo
irgendwas flimmert. Das muß ein Reflex sein, sozial eingeübt
in Abertausenden Wohnzimmerstunden. Nam June Paik war der erste
Künstler, der voll auf dieses Prinzip vertraute. Man nennt ihn
auch den Vater der Videokunst. Er wurde am 20. Juni 1932 in Seoul
geboren. Nach seinem Studium in Tokio, München und Freiburg
betätigte er sich als Komponist, bevor er sich der bildenden
Kunst zuwandte. Zunächst arbeitete er nicht mit Video, sondern
manipulierte Fernseher, so daß sie das vorhandene Programm
verzerrt wiedergaben. Er baute auch Klanginstallationen mit
modifizierten Plattenspielern und Tonbandgeräten. Ab den späten
60er Jahren produzierte Nam June Paik Videobänder und
entwickelte einen Videosynthesizer, mit dem Fernseh- und Videobilder
technisch manipuliert werden konnten. Diese veränderten Bilder
wurden Grundlage seiner Installationen. Ab 1980 ordnete er
Fernsehmonitore zu Skulpturen an und spielte auf ihnen Videosequenzen
simultan mit rhythmischen Umschaltungen ab. Seit 1979 war Nam June
Paik Professor an der Kunstakademie Düsseldorf, lebte aber
hauptsächlich in den USA. Am Sonntag starb er im Alter von 73
Jahren in seinem Haus in Miami, wie auf seiner Internetseite
mitgeteilt wurde.
(ddp/jW)
Mehr aus: Feuilleton
-
Stichwort Recht: Insolvenzgeld
vom 31.01.2006 -
Terror der Politik und der Ökonomie
vom 31.01.2006 -
Schuld und Sühne
vom 31.01.2006 -
Hahn ohne Kopf
vom 31.01.2006