Geplante Datenvernichtung aufgeflogen
Das Bundeskanzleramt hat Darstellungen des Magazins Der Spiegel über eine gescheiterte »Computer-Löschaktion« in der Bonner Regierungszentrale zurückgewiesen. Ein Sprecher des Amtes erklärte am Sonntag in Bonn, es sei unzutreffend, daß es eine Weisung gegeben habe, die Festplatten sämtlicher Computer löschen zu lassen.
Zutreffend sei, daß Löschungsvorgänge aus Kapazitätsgründen erforderlich und »vollkommen normal« seien. Die letzte Maßnahme sei im Frühjahr vorgenommen worden. Gelöscht würden Texte, die für die weitere politische Arbeit nicht mehr benötigt würden. Die Löscharbeiten am Computersystem würden weitergeführt.
Der Spiegel hatte zuvor berichtet, die Leitung des Amtes habe Dienstag nacht die Festplatten sämtlicher Computer im Hause löschen lassen. Als in einer der sechs Abteilungen der Auftrag an die Mitarbeiter ergangen sei, Kopien der wichtigsten Dateien, Grafiken und Statistiken anzufertigen, sei der Personalrat aufmerksam geworden und habe protestiert.
Am Abend lud Kanzleramtsminister Friedrich Bohl (CDU) dem Magazin zufolge zu einer »Krisensitzung« mit den Abteilungsleitern und Personalvertretern. Weil »niemand erklären konnte, warum die Dateien auf die Schnelle und mitten in der Nacht gelöscht werden sollten«, sei der Plan für die Löschaktion außer Kraft gesetzt worden.
Die Angelegenheit sei durchaus brisant, heißt es in dem Bericht weiter. Einem Mitarbeiter, der die beabsichtigte »Bereinigung« der Computer-Dateien moniert habe, sei vom Leiter der Zentralabteilung mit einem Disziplinarverfahren gedroht worden. Dies sei unzutreffend, so der Kanzleramtssprecher. Der Mitarbeiter sei durch die Personalverwaltung darauf hingewiesen worden, sich »bei Zweifeln an seine Vorgesetzten zu wenden, um sachgerechte Aufklärung zu erhalten«.
ADN/jW
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