Die Organisation Ukrainischer Nationalisten, der Holocaust und die Ursprünge der Bandera-Lobby in den USA
Die Rolle der ukrainischen Nationalisten im Holocaust ist gut dokumentiert. Aber um eine wirkmächtige Kampagne mit dem Ziel, diese Geschichte umzuschreiben und die Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) weißzuwaschen, entlarven zu können, bedarf es einer tiefergehenden Reflexion.
In den 1930er-Jahren entwickelte sich die OUN von einer antipolnischen Terrororganisation zu einer pronazistischen faschistischen Bewegung mit engen Verbindungen zu Deutschland und Italien. Im Zweiten Weltkrieg spaltete sich die OUN in zwei Fraktionen: Melnykisten (OUN-M) und Banderisten (OUN-B). Beide kollaborierten mit Nazi-Deutschland und waren aktiv am Holocaust beteiligt.
Der Vortrag wird diese Geschichte nachzeichnen und mit den weit verbreiteten Mythen über die ukrainische nationalistische Bewegung aufräumen, die von den Anhängern des OUN-Führers Stepan Bandera verbreitet wurden, als klar wurde, dass Deutschland den Krieg verlieren wird und sie neue Verbündete im Westen für ihren Kampf gegen die Sowjetunion brauchen würden. Außerdem wird die bisher wenig bekannte Geschichte der OUN in den USA während der Nazizeit beleuchtet, die mehr als ein Jahrzehnt begann, bevor sich Bandera-Anhänger in Nordamerika organisiert haben.
Der Bandera-Komplex
Vorträge
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Dreizack, Hakenkreuz, Adler
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Banderisten als Instrumente der USA und NATO im Kalten Krieg
Während des Kalten Krieges war die internationale Bandera-Lobby eng mit der World Anti-Communist League (WACL) verbunden. Damit wurde ihr in den 1980er-Jahren der Zugang ins Weiße Haus in Washington eröffnet, den es vorher noch nie gegeben hatte. Eine wichtige Facette dieser Vernetzung war der Antibolschewistische Block der Nationen (ABN), eine von Banderisten geführte Koalition ehemaliger Nazi-Kollaborateure, die die »Unvermeidlichkeit« des Dritten Weltkriegs predigte. Die WACL vereinte diese Faschisten mit Nazis aus Deutschland, Todesschwadronen aus Lateinamerika, rechtsextremen Regimen in Asien und anderen Kalten Kriegern aus der ganzen Welt, die alle davon besessen waren, den Kommunismus auszurotten.
Der Vortrag basiert in erster Linie auf Recherchen für das 1988 veröffentlichte Buch »Alte Nazis, die Neue Rechte und die Republikanische Partei«. Für diese Studie traf der Autor Schlüsselfiguren der »faschistischen Internationale« im Kalten Krieges – darunter eine OUN-B-Delegation unter der Leitung von Slawa Stezko, der Ehefrau des Stellvertreters von Stepan Bandera und Mitglieds des Zentralkomitees des ABN. -
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Demaskierung der Bandera-Lobby
Untersuchung zur OUN-B und zu ihrer Rolle im Ukraine-Konflikt
Heute wird vorwiegend davon ausgegangen, dass sich der Bandera-Flügel der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN-B) schon vor vielen Jahren aufgelöst hat. Einige »Experten« räumen zwar ein, dass die OUN-B noch existiert, spielen aber ihre Bedeutung herunter.
Der zweiteilige Vortrag wird zunächst einen Überblick über das internationale OUN-B-Netzwerk vermitteln und dessen alarmierende Verbindungen aufzeigen, insbesondere in den Vereinigten Staaten, aber auch in Deutschland und anderen westlichen Ländern (so sind die Führer der Bandera-Bewegung seit 20 Jahren mit politischen Konferenzen in Washington und New York in den »Bauch der Bestie« vorgedrungen). Seit der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 hat die OUN-B versucht, die Kluft zwischen den rechtsextremen und den etablierten politischen Kräften zu überbrücken. Die OUN-B verlor praktisch ihr Monopol auf den Bandera-Kult, spielte jedoch seit 2014 eine wichtige Rolle bei der »Banderisierung« des Landes und trug vermutlich dazu bei, die russische Invasion zu provozieren, indem sie Präsident Selenskijs frühe Bemühungen um einen Friedensschluss 2019–20 sabotierte. -
Zur Funktion des Faschismus im Ukraine-Krieg
Faschismus war in der Geschichte der Ukraine als gefährlicher Machtfaktor wiederholt von Bedeutung. Das gilt auch heute, beachtet man den Einfluss, den Faschisten – aufgerüstet mit westlichen Waffen – auf die dortige Staatsführung haben.
Welche Bedeutung hat der Faschismus im gegenwärtigen Krieg in der Ukraine? Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dieser Frage erfordert es, den Funktionszusammenhang zwischen Faschismus und Krieg zu erkennen und in klare Begriffe zu fassen. Andernfalls bleibt der Versuch, die Entwicklungen zu verstehen, ein hilfloses Unterfangen, und Fehleinschätzungen sind die Folge.
Der Politikwissenschaftler Reinhard Opitz hat in einem 1974 veröffentlichten Aufsatz darauf hingewiesen, dass das Monopolkapital genau dann seine Macht in faschistischen Formen ausübt, wenn es sich entscheidet, »im Interesse der kompromisslosen Durchsetzung seiner Maximalinteressen« zu handeln, deren Natur dergestalt ist, dass sie die rigorose gewaltsame Ausschaltung aller Widerstände erforderlich macht.
Die Untersuchung, wie die ausschlaggebenden Maximalinteressen im Ukraine-Krieg beschaffen sind und inwieweit deren kompromisslose Durchsetzung es für den Imperialismus des »Wertewesten« erforderlich macht, den Griff zum Faschismus zu wagen, öffnet den Blick auf den Funktionszusammenhang zwischen Faschismus und Krieg. Erst auf Basis der Erkenntnisse, die sie liefert, wird es möglich, folgende Fragen qualifiziert zu beantworten: Ist Faschismus lediglich eine unangenehme Begleiterscheinung des gegenwärtigen Kriegs? Oder hat er Macht? Und wenn ja – welche? Wer ist der Träger und wer hat sie bestellt?
Große Teile der antifaschistischen Bewegung und des Friedenslagers haben die Anwendung der Analysewerkzeuge der historisch-materialistischen Faschismusforschung verlernt oder sie gleich gänzlich aus der Hand gegeben. Ihre selbst verschuldete Hilflosigkeit führt zum Stochern im Nebel und hat gravierende Konsequenzen: So bleibt die Weigerung westlicher Politiker und Journalisten, Faschisten als solche zu erkennen – selbst wenn diese, Nazi-Symbole tragend, vor ihnen stehen –, vielfach unwidersprochen. Und sich links wähnende Aktivisten mobilisieren mit vermeintlich antifaschistischem Impetus gegen die Friedensbewegung, finden ihren Platz in einer Einheitsfront mit NATO-Propagandisten und polemisieren mit einem falschen, die Geschichte verdrehenden Bild von »Querfront« gegen politisch richtige Orientierungen. Auf der anderen Seite verzichtet so mancher Mitstreiter darauf, kritisch die objektiven Interessen zu beurteilen, die in Theorie und Praxis vermeintlicher »Friedensfreunde« zum Ausdruck kommen, begnügt sich mit deren verbalem Bekenntnis gegen den Krieg und verkennt die Demagogie der tatsächlichen – stets faschistischen (!) – Querfront-Strategen. Dies alles sind Gründe genug, die verloren gegangenen Werkzeuge der historisch-materialistischen Faschismusanalyse wieder zu sammeln und sie konsequent ihrer Bestimmung gemäß anzuwenden. -
jW-Chefredakteur Stefan Huth wird mit den Publizisten Oleg Jassinskij (Pressenza, Telesur), Jörg Kronauer (German Foreign Policy, jW), Arnold Schölzel (jW, Rotfuchs) und Russ Bellant über die Rolle der ukrainischen Faschisten und ihrer Verbündeten als Motor und Katalysator der Eskalation von Konflikten, auch über den Ukraine-Krieg hinaus diskutieren. In diesem Rahmen sollen auch gefährliche politische und ideologische Konsequenzen und Begleiterscheinungen wie Geschichtsrevisionismus, die Unterdrückung und Stigmatisierung Oppositioneller sowie die Hasspropaganda in den Medien und die Gleichschaltung der öffentlichen Meinung beleuchtet werden.