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Aus: Ausgabe vom 15.08.2015, Seite 16 / Aktion

»Sieben Messer« gegen »Acht Köstlichkeiten«

Von Rüdiger Göbel
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In dem Hamburg-Krimi von Robert Brack ist alles drin, was linke Herzen an der Elbe höher schlagen lässt: Wagenburgler, Veganer, Radio FSK und die Anarchistengewerkschaft FAU machen mit, wenn es gilt, den Ausstand chinesischer Köche zu unterstützen. Dazu reichlich Konfuzius-Weisheiten und Mao-Merksprüche, Mörserbeschuss und ein Auftragskiller, Sexismusplenum und etwas Lesbensex.

Die privaten Ermittlerinnen Lenina Rabe und Nadine Adler sollen für Feng Yun-Fat, den Besitzer des Restaurants »Hongkong-Drache« in Altona, einen spurlos verschwundenen Spezialitätenkoch finden. Eigentlich wollte er mit Wang Shuo einen Gourmetladen für die Schönen und Reichen aufmachen. Rasch stellt sich aber heraus, der Auftraggeber hat reichlich Dreck am Stecken. Er gehört zum mafiagleichen Zusammenschluss »Acht Köstlichkeiten«, der das Geschäft mit den Chinarestaurants in Deutschland kontrolliert. In diesen werden Tausende Mitarbeiter dank eines bilateralen Abkommens mit der Volksrepublik als Leibeigene gehalten. Als die Kochsklaven, organisiert von den – etwas Klischee muss sein – »Sieben Messern«, meutern und auf die Straße gehen, gibt es Tote. »Eight Treasures Inc.« will die Führungsspitze der Widerstandsbewegung eliminieren ...

Natürlich kündigen die beiden sympathischen Ermittlerinnen ihrem reaktionären Auftraggeber. Sie suchen Wang Shuo auf eigene Faust und finden ihn. Versteckt in der Wagenburg wird mit dem Chinesen bei reichlich Reisschnaps erst einmal die Organisationsfrage diskutiert. »Ist es nicht falsch, die Revolte, die man angezettelt hat, im Stich zu lassen?« fragt Lenina. »Ich lasse sie nicht im Stich. Ich fordere sie auf, sich selbst zu organisieren«, antwortet Shuo. »Meist brauchen Organisationen oder Bewegungen Personen, die sie anführen oder motivieren«, doziert Lenina. Shuo will davon nichts wissen: »Wir leben im 21. Jahrhundert, da braucht man keine Anführer mehr. Die Kommunikationsmedien erledigen das. Twitter- und Smartphone-Revolten wird es viele geben. Reden von einzelnen bewirken nichts. Erst wenn viele in Bewegung kommen, entsteht Druck.« Und konkret: »Die Acht Kostbarkeiten haben ein Problem mit mir. Sie suchen mich und glauben, wenn sie mich finden und verschwinden lassen, verschwindet auch der Protest. Aber da täuschen sie sich. Und sie werden es merken, wenn es zu spät ist.« Natürlich ist es zu spät für Feng Yun-Fat und Co. – und Chinarestaurants muss man auch nicht mehr boykottieren.

Robert Brack: Die drei Leben des Feng Yun-Fat. Nautilus-Verlag, Hamburg 2015, 192 Seiten, 14,90 Euro

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