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Aus: Ausgabe vom 20.06.2024, Seite 5 / Inland
Galeria Karstadt-Kaufhof

Galeria spart Löhne

Neues Angebot der Geschäftsführung: »Planungssicherheit« heißt für Beschäftigte weiter Gehaltsverzicht
Von Gudrun Giese
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Weil einige Filialen geöffnet bleiben, sollen sich die Beschäftigten nach dem Willen des Managements offenbar die kommenden drei Jahre schlecht bezahlen lassen

Bei der Warenhauskette Galeria Karstadt-Kaufhof (GKK) bahnt sich neuer Ärger an. Kurz vor Abschluss des dritten Insolvenzverfahrens hat das Management ein Angebot zu Entgelterhöhungen vorgelegt, das unter dem Niveau der Flächentarifverträge liegt: Acht Prozent mehr Geld sollen die verbleibenden etwa 12.000 Beschäftigten in den künftig noch 83 Warenhäusern bekommen, allerdings verteilt über drei Jahre. Die Offerte, die das Unternehmen der Gewerkschaft Verdi am Dienstag in Essen präsentierte, umfasst noch eine Inflationsausgleichszahlung in Höhe von 600 Euro sowie eine nicht bezifferte Prämie, die vom wirtschaftlichen Erfolg der Filialen abhängen soll.

Der für die Finanzen und den Arbeitsbereich bei GKK zuständige Geschäftsführer Guido Mager machte bei der Bekanntgabe des Angebotes Druck: Wichtig sei Schnelligkeit, um die Löhne »binnen kürzester Zeit« anzuheben. »Langwierige und ergebnislose Tarifverhandlungen wie in der Vergangenheit passen nicht mehr in die kurzen Entscheidungsprozesse, die wir uns als mittelständisches Unternehmen vorgenommen haben«, so Mager, der ursprünglich nach dem insolvenzbedingten Eigentümerwechsel bei GKK vom Signa-Konzern zum Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und einer Beteiligungsfirma des Geschäftsmanns Bernd Beetz ausscheiden wollte, nun aber doch Manager bleibt.

Verdi kritisierte das Entgeltangebot. Es liege deutlich unter den gerade vereinbarten Tarifabschlüssen im Einzelhandel, so dass sich die Lohnabstände weiter vergrößern würden. Schon jetzt betrage die Differenz zwischen den bei GKK gezahlten und den nach Flächentarifvertrag fälligen Gehältern 29 Prozent, sagte Corinna Groß, die die Bundesfachgruppe Einzelhandel der Gewerkschaft leitet. Mit dem vorgelegten Angebot werde dieser Unterschied auf lange Sicht festgeschrieben.

Insofern sei das Gespräch der Tarifkommission mit dem GKK-Management kein guter Start in den Neuanfang nach dem Insolvenzverfahren gewesen. »Wenn die Arbeitgeber das erkennen, können wir vielleicht über den Einstieg in Tarifverhandlungen sprechen«, so Groß. Nach einem schnellen Abschluss hört sich das nicht an. Die Gewerkschafterin unterstrich, dass Tarifverträge »das Ergebnis von Verhandlungen« seien, »an denen unsere Beschäftigten in der Bundestarifkommission beteiligt sind, und nicht von einseitigen vorschnellen Angeboten von Arbeitgebern, die die Bedeutung der Tarifautonomie nicht zu kennen scheinen«.

Finanzgeschäftsführer Mager scheint jedoch entschlossen, am nur für die GKK-Beschäftigten geltenden Warenhaus-Tarifvertrag festzuhalten. Mit der über drei Jahre gestreckten Entgelterhöhung von acht Prozent sei man bereits an die wirtschaftlichen Grenzen des Unternehmens gegangen, betonte er in einer Mitteilung. »Für die erfolgreiche Zukunft von Galeria brauchen wir unsere hochmotivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denen wir gute und marktgerechte Arbeitsbedingungen und dementsprechend eine attraktive Vergütung anbieten wollen.« Man habe Verdi mehrere Verhandlungstermine bis Ende August vorgeschlagen, um schnell zu einem Tarifabschluss zu kommen.

Nach Vorstellung Magers soll dabei der Integrationstarifvertrag von 2019, der bei der Verschmelzung der Warenhausketten Galeria Kaufhof und Karstadt abgeschlossen worden war, durch den neuen Tarifvertrag mit einer Mindestlaufzeit von drei Jahren abgelöst werden. »Wir wollen unseren Beschäftigten jetzt Planungssicherheit für ihre Zukunft bei Galeria geben«, erklärte der alte und neue Arbeitsdirektor. Das immerhin ist eine klare Ansage, denn mit der geringen Lohnerhöhung könnten sich die GKK-Beschäftigten auf düstere Zeiten einstellen, in denen ihr Gehalt nicht mehr zur Existenzsicherung reicht. Dabei waren vor allem sie es, die in den Krisen der jüngeren Vergangenheit vielfach auf Entgeltbestandteile verzichtet haben, um das Geschäftsmodell zu stützen. Dass das alte und neue Management bei GKK wiederum darauf setzt, zuerst beim Personal zu sparen, ist kein gutes Signal für die Zukunft der Warenhäuser.

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