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Aus: Ausgabe vom 20.06.2024, Seite 7 / Ausland
Putin-Besuch in Pjöngjang

Hoher Besuch in Pjöngjang

Umfassende strategische Partnerschaft und militärischer Beistand bei Besuch von Russlands Präsident beschlossen
Von Mawuena Martens
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Festlich empfangen: Putin am Mittwoch in Pjöngjang

Roter Teppich, übergroße Bilder der beiden Staatschefs, Militärzeremonie, jubelnde Kinder mit Luftballons und Flaggen beider Länder – schon der offizielle Empfang für den russischen Präsidenten Wladimir Putin in Pjöngjang am Mittwoch unterstrich die Wichtigkeit, die dem Besuch und den Beziehungen der beiden Länder von seiten der Demokratischen Volksrepublik Korea (DVRK) beigemessen wird. Am Dienstag war Putin zu seinem ersten Besuch in dem Land seit 24 Jahren gelandet. Es ist auch der erste hohe Staatsbesuch im nördlichen Teil der koreanischen Halbinsel seit Beginn der Coronakrise.

Der großen Symbolik auf dem zentralen Platz der Hauptstadt folgte am Mittwoch die Unterzeichnung eines Abkommens, das die russisch-nordkoreanischen Beziehungen zu einer »umfassenden strategischen Partnerschaft« aufwertet und eine militärische Beistandsklausel enthält. Das Dokument sei bahnbrechend und spiegele den Wunsch beider Länder wider, »sich nicht auf den Lorbeeren auszuruhen«, zitierte die russische Nachrichtenagentur TASS Putin am Mittwoch. Welchen genauen Inhalt das Abkommen hat, blieb bis jW-Redaktionsschluss unklar, da das Dokument nicht veröffentlicht wurde. Ausländische Beobachter mutmaßten jedoch, dass es engere Beziehungen in den Bereichen Verteidigung, Handel, Energie, Raumfahrt, Transport und Infrastruktur sowie Gesundheit beinhalte.

Staats- und Parteichef Kim Jong Un betonte in einer anschließenden Pressek­onferenz, dass das Abkommen ein »friedlicher und defensiver Pakt« sei. Westliche Stimmen behaupten, Nordkorea könne durch Russland Hilfe bei der Weiterentwicklung seines Raketen- und Atomprogramms bekommen. Dass der Vertrag auch einen Paragraphen beinhaltet, der den gegenseitigen Beistand im Falle eines Angriffs durch einen Drittstaat auf Russland oder Nordkorea vorsieht, bestätigten sowohl Putin als auch der ebenfalls angereiste Außenminister Sergej Lawrow.

Während Kim Jong Un die »Freundschaftsmission« seiner russischen »Kameraden, wahren Freunde und Verbündeten« lobte, hob der russische Präsident die »konsequente und unerschütterliche Unterstützung für die russische Politik, auch in bezug auf die Ukraine« hervor. Sein Land kämpfe gegen eine hegemoniale und imperialistische Politik der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten. Er kritisierte außerdem die Waffenlieferungen des Westens an die Ukraine und die dem Land erteilte Freigabe einiger Staaten, mit F16-Kampfflugzeugen Ziele auf russischem Staatsgebiet anzugreifen. In diesem Zusammenhang werde Russland nicht ausschließen, militärisch-technisch mit Nordkorea zusammenzuarbeiten.

Die Aufwertung der Beziehungen folgt auf einen Besuch von Kim Jong Un im vergangenen Jahr in Russland. Beide Länder leiden unter dem Sanktionsdruck westlicher Staaten und dürften deren Folgen durch eine Vertiefung ihrer Beziehungen abschwächen wollen. Gegen Nordkorea liegen seit 2006 außerdem Sanktionsbeschlüsse der Vereinten Nationen vor. Diese sollten aufgehoben werden, da sie ein Instrument des Westens seien, »um seine Hegemonie in der Politik, in der Wirtschaft und in anderen Sphären aufrechtzuerhalten«, sagte Putin. Zudem hatte er in einem vorab veröffentlichten Brief im Organ des Zentralkomitees der Partei der Arbeit Koreas, Rodong Sinmun, geschrieben, dass sein Land an der Stärkung des Rubels als alternativem Zahlungsmittel zum US-Dollar interessiert sei.

Am Abend war Putins Weiterreise nach Vietnam geplant. Zwischen den beiden Ländern besteht bereits seit mehr als zehn Jahren ein Abkommen zu einer umfassenden strategischen Partnerschaft. Es wird erwartet, dass diese mit Hilfe des Treffens weiter ausgebaut werden soll. Unter anderem ist Vietnam an einer stärkeren wirtschaftlichen Zusammenarbeit, beispielsweise mit der Eurasischen Wirtschaftsunion, interessiert. China begrüßte die verbesserten Beziehungen Russlands zu den beiden südostasiatischen Ländern. Die USA hingegen versuchten am Montag Druck auf Vietnam auszuüben – jedoch ohne Erfolg.

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  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (20. Juni 2024 um 13:15 Uhr)
    Ungeachtet der öffentlich zur Schau getragenen Zwangsfreundschaft zweier Nachbarstaaten folgt das Verhältnis einem nüchternen Kalkül: Putin braucht Waffen und Arbeitskräfte, Kim Devisen, Energie und Nahrungsmittel. Beide profitieren! Durch den Ukraine-Krieg hat Kim in Putin einen Freund gefunden, der ihn aus der totalen Isolation retten kann. Doch wie weit wird diese Tauschpartnerschaft gehen? Wird Russland sein Wissen in Raketentechnik, Weltraumforschung oder sogar Nukleartechnologie zur Verfügung stellen? Der Wertewesten kann nur spekulieren. Selbst die Geheimdienste tappen hier im Dunkeln. Nordkorea und Russland haben einen Vertrag über eine »umfassende strategische Partnerschaft« unterzeichnet. Kein Wunder, dass der Besuch des russischen Präsidenten in Nordkorea dem Westen Sorgen bereitet.
    • Leserbrief von Onlineabonnent/in Joachim Seider aus Berlin (21. Juni 2024 um 07:22 Uhr)
      Eigentlich tappt auch Istvan Hidy ziemlich im Dunkeln. Vielleicht ist es ganz gut, Texte von Vereinbarungen ernsthaft lesend zur Kenntnis zu nehmen. Statt sofort der im Westen üblichen Kaffeesatzleserei Raum zu geben. Es könnte ja auch sein, beide Staaten meinen ernsthaft das, was sie aufgeschrieben haben.
      • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (21. Juni 2024 um 12:37 Uhr)
        Internationale Presseschau vom 21. Juni 2024 Treffen in Pjöngjang: Was haben Putin und Kim vor? Der russische Präsident Wladimir Putin hat am Mittwoch den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un besucht. In Pjöngjang unterzeichneten sie einen »Partnerschaftsvertrag« über enge Zusammenarbeit und gegenseitige militärische Beistandsverpflichtung. Unklar bleibt, inwieweit auch eine militärisch-technische Kooperation Teil der Abmachungen ist. Europas Presse ahnt jedenfalls nichts Gutes. Echo – Russland. Moskaus Bündnis mit Nordkorea ist ein gegen den Westen gerichteter Schritt mit hohem Risiko, erklärt der Politologe Wladimir Pastuchow in einem von Echo übernommenen Telegram-Post: »Russland bewegt sich nicht mit einer eigenständigen strategischen Agenda nach Osten, sondern mit dem Ziel, dem Westen ›zu schaden‹. Wenn Europa nicht entführt werden kann, dann kann man ihm im Osten ›zusetzen‹. Die Schwachstelle dieser Strategie ist, dass der Osten eine heikle Angelegenheit ist. Nordkorea könnte zwei strategische Partner auf einmal nicht aushalten. Wenn Moskau sich an Pjöngjang zu sehr stärkt, könnte es versehentlich Peking auf die Füße treten, was in Putins Lage eine riskante Angelegenheit ist.« Diena – Lettland. Diena weist auf den Ernst der Lage hin: »Ironische Bemerkungen über die Träume zweier Diktatoren sind hier fehl am Platz. Nordkorea ist das wohl am stärksten militarisierte Land der Welt, sein militärisch-industrieller Komplex stellt Artillerie- und Raketensysteme (sowie Projektile und Raketen) selbst nach den Maßstäben der UdSSR in großem Stil her. Was aus dieser Produktion bereits nach Russland fließt und noch fließen wird, um dessen Aggression in der Ukraine zu unterstützen, wird natürlich niemand öffentlich verraten, aber es dürfte zweifellos eine Menge sein. … Das Abkommen mit Pjöngjang macht Moskau offiziell zu einer bedeutenden Macht sowohl auf der koreanischen Halbinsel als auch in der gesamten Region.«
      • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (21. Juni 2024 um 11:12 Uhr)
        Sehr geehrter Joachim S., danke für Ihre Rückmeldung auf meinen Leserbrief. Ihre Anmerkung, dass auch ich im Dunkeln tappe, ist durchaus berechtigt. In der Tat sind viele Aspekte der internationalen Politik oft nicht vollständig transparent. Allerdings möchte ich darauf hinweisen, dass die Einschätzung von politischen Entwicklungen stets eine gewisse Interpretation und Spekulation beinhaltet, insbesondere wenn es um die Absichten und langfristigen Strategien autokratischer Regime geht. Die Vereinbarungen zwischen Russland und Nordkorea mögen auf den ersten Blick klar erscheinen, doch die Geschichte lehrt uns, dass die tatsächlichen Beweggründe und Handlungen oft komplexer sind als das, was offiziell kommuniziert wird. In diesem Kontext finde ich es wichtig, kritisch zu hinterfragen und verschiedene Perspektiven zu beleuchten. Dies bedeutet nicht, Kaffeesatzleserei zu betreiben, sondern sich intensiv mit den möglichen Konsequenzen und Hintergründen auseinanderzusetzen. Mit freundlichen Grüßen, Istvan Hidy
        • Leserbrief von Onlineabonnent/in Manfred Guerth aus Manni guerth (23. Juni 2024 um 17:35 Uhr)
          Warum sagen Sie nicht einfach selbstkritisch: Ja, Sie haben recht. Ich bin zu wenig informiert, um die Sache richtig bewerten zu können. Statt dessen versuchen Sie, wie es typisch für bürgerliche Intellektuelle und Politiker ist, sich mit leeren Worten herauszureden. Ihre Schwäche ist es, zu jedem Thema »Ihren Senf« dazuzugeben.

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