45 Jahre Revolution
Von Thorben AustenTausende Menschen haben am Freitag in Nicaragua den 45. Jahrestag des Sieges der Sandinistischen Revolution gefeiert. Zum zentralen Festakt hatte die seit 2007 wieder regierende Sandinistische Nationale Befreiungsfront (FSLN) zahlreiche internationale Gäste eingeladen. Die Plätze auf der Plaza de la Revolución im Zentrum von Managua waren in Herzform vor der Hauptbühne arrangiert, neben vielen Aktivisten der Sandinistischen Jugend nahmen am Rande auch Polizisten und Soldaten in Uniform teil.
Bereits im Vorfeld in der nicaraguanischen Presse angekündigt war der Besuch von Leila Khaled von der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP). Das heute 80jährige Leitungsmitglied der PFLP war in den 1970er Jahren durch Flugzeugentführungen, mit denen palästinensische Gefangene freigepresst werden sollten, weltweit bekannt und in der arabischen Welt zur Heldin geworden. Während ihrer Ansprache dankte Khaled »im Namen des palästinensischen Volkes und der PFLP, in deren Namen ich hier spreche, der Führung der FSLN für die Solidarität«. Khaled erwähnte die Anzeige Nicaraguas vor dem Internationalen Gerichtshof gegen Deutschland, mit der das Land dazu beitrage, dass die »Unterstützer der Mörder von Kindern und Babys nicht straffrei davonkämen«.
Vertreter Simbabwes und Burkina Fasos erinnerten an die gemeinsame Geschichte von Befreiungskämpfen. Barthélemy Kéré, Präsident des Verfassungsrates von Burkina Faso, erklärte, die Sandinistische Revolution habe als »Katalysator für die Entwicklung Nicaraguas und Lateinamerikas gewirkt«. Nach der Revolution in seinem Land 1983 entwickelten sich »exzellente Beziehungen zwischen beiden Ländern«, aber nur bis zur »Ermordung unseres Präsidenten Thomas Sankara 1987«. Erst im November 2023 wurde »in unserer Hauptstadt wieder eine Botschaft Nicaraguas eröffnet«. Raman Haloutschanka, Premierminister von Belarus, erinnerte in seiner Ansprache daran, dass sie »wenige Tage vor dem heutigen Feiertag, am 3. Juli, den 80. Jahrestag der Befreiung von Belarus von den faschistischen Invasoren feierten«. Weiter ergriffen Abgesandte aus Kuba, Venezuela, der Russischen Föderation, Algerien und Südafrika das Wort.
Zum Ende der Veranstaltung sprach Nicaraguas Präsident Daniel Ortega: »Niemand ergibt sich hier. Das Volk befiehlt, die Jugend befiehlt, und Daniel gehorcht«, begann er seinen gut einstündigen Diskurs. Nach der Revolution sei die Analphabetenrate »trotz des von den USA finanzierten Krieges« von 60 auf zwölf Prozent gesunken sowie der Bau eines Wasserkraftwerkes in Angriff genommen worden – mit »Spezialisten einer Nation, die uns sofort die Hand reichte: der Sowjetunion«. Mit Blick auf die Gegenwart erklärte Ortega weiter, »dass dieses Land, das Nicaragua in den 1980er Jahren unterstützte, plötzlich feststellte das sich der Faschismus in der Ukraine wieder etablierte, und zwar von Europa aus. Nicht von den Völkern, aber von den Regierungen. Sie schüren einen Krieg, um das zu erreichen, was Napoleon nicht erreichte, was Hitler nicht erreichte«. Auch die Volksrepublik China werde vom Imperialismus »als Bedrohung gesehen«. Brüder, »von denen viele hier anwesend sind« seien die Kräfte, die sich den »Feinden des Friedens entgegenstellen, auch in Nordamerika und Europa … bis die Welt ein Platz des Friedens ist«, erklärte der Staatschef abschließend.
Hinweis: In einer früheren Version des Artikels war noch ein Absatz enthalten, der sich mit der Kritik von dort nicht ausreichend klassifizierten und eingeordneten - tatsächlich rechten bis offen konterrevolutionären - Medien und Oppositionspolitikern befasste. Mit der nicaraguanischen Opposition wird sich jW demnächst in einem eigenen Artikel befassen. (jW)
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