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Aus: Ausgabe vom 24.07.2024, Seite 2 / Ausland
Geschlechtsspezifische Gewalt

Jeden Tag 3.000 Übergriffe

Polizeiverband ruft für England und Wales Notstand zu Gewalt an Frauen aus
Von Ina Sembdner
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»Millionen Frauen erheben sich«: Marsch gegen geschlechtsspezifische Gewalt am 9. März in London

Mehr als eine Million Gewalttaten gegen Frauen und Mädchen innerhalb von zwölf Monaten in England und Wales: Das ist die erschreckende Bilanz des am Dienstag vorgestellten Berichts des Verbands der Polizeipräsidenten (NPCC). Für den erfassten Zeitraum in den Jahren 2022 und 2023 entspricht das nahezu 3.000 Taten pro Tag und 20 Prozent aller Straftaten, wenn Betrug herausgerechnet wird. Dazu gezählt werden unter anderem sexualisierte, partnerschaftliche und familiäre Gewalt sowie Stalking. Mindestens eine von zwölf Frauen werde pro Jahr zum Opfer, so der Bericht. Die Dunkelziffer dürfte aufgrund von Angst und Stigmatisierung deutlich höher sein.

Es handle sich um einen »nationalen Notstand«, urteilte der Verband. Denn im Vergleich zu den Jahren 2018 und 2019 sei die Zahl der Straftaten um 37 Prozent gestiegen. Im Fall von sexualisierter Gewalt an und Ausbeutung von Kindern sei zwischen 2013 und 2022 sogar eine Erhöhung um mehr als 400 Prozent verzeichnet worden. Weiter heißt es im Bericht, dass einer von sechs Morden in dem zwölfmonatigen Untersuchungszeitraum im Zusammenhang mit partnerschaftlicher Gewalt verübt worden sei.

Der Verband forderte die Regierung auf, ein nationales Zentrum für öffentliche Sicherheit einzurichten, um das Problem auf verschiedenen Ebenen anzugehen. Mit den bisherigen Institutionen und der Strafverfolgung allein sei es nicht möglich, mit der Situation fertig zu werden. »Eine zentrale Anlaufstelle innerhalb der Polizei, die spezialisierte Fähigkeiten und Kompetenzen bündelt, würde die Polizeikräfte dabei unterstützen, ihre Reaktion auf Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu verbessern«, sagte die stellvertretende Polizeipräsidentin Maggie Blyth, die für das Thema zuständig ist.

Zuspruch für die Einordnung als »nationaler Notstand« kam unter anderem von der Organisation Women’s Aid, die sich der Forderung nach einem ganzheitlichen Ansatz anschloss. Sophie Francis-Cansfield erinnerte jedoch daran: Während die Ergebnisse über das Ausmaß der Gewalt gegen Frauen und Mädchen alarmierend seien, »ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass viele Überlebende ihre Erfahrungen nicht der Polizei melden, daher wissen wir, dass das Problem viel größer ist, als die Daten zeigen«.

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