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Ihren Fähigkeiten entsprechend

Von Gabriele Damtew
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Wer nicht spurt, fliegt nach Gibraltar: Schweiz gegen Spanien, Nations League (8.9.2024)

Nach der EM und vor der WM findet ein sich über neun Monate hinziehendes Fußballspektakel statt, genannt Nations League, das sich jemand ausgedacht haben muss, der zusätzlich ein bisschen Kleingeld in der Portokasse brauchte. Ach so, ja, die UEFA, die kleine Schwester der FIFAFÜM, also der für Menschenrechte. Man kann ja nicht viel Negatives über die Nations League sagen, außer, dass es womöglich ein sinnloser Wettbewerb ist, der die Spieler überfordert, weil sie über die Saison genügend Spiele an Backe und Bein haben.

Was oft übersehen wird: Dieses von einigen wenigen als so überflüssig wie ein nackter Flitzer betrachtete Turnier (man schaut trotzdem hin) kann mit Stolz von sich behaupten, Herz zu haben, denn fast alle dürfen mitmachen, ganz recht, alle 54 Nationalverbände des Kontinents, außer Russland. Und damit niemand wegen Überforderung weinen muss – besonders Fußballer haben diese Grundtendenz, ob genetisch oder sozial erlernt, darüber streitet die Wissenschaft noch –, spielen alle in einer ihren Fähigkeiten entsprechenden eigenen Liga (abführend von A bis D). Wobei es in jeder Liga auch noch Gruppen gibt, da man ansonsten rein rechnerisch nicht alle unterbringen könnte. Natürlich haben diese die Möglichkeit, aufzusteigen – oder abzusteigen. Wobei das Absteigen aus der untersten, der Liga D, dem eigentlichen Herzstück der »Nationenliga«, unmöglich ist, denn das würde ein Ankommen im Nirwana bedeuten, wo rein gar nichts mehr eine Rolle spielt.

Lange Rede, kurzer Sinn – in eben jener Liga D (die manche hinter vorgehaltener Hand als viertklassig bezeichnen) kommt es aufgrund von mehr fußballerischer Ebenbürtigkeit zu spannungsgeladenen Partien mit dennoch meist vorhersehbaren Resultaten. Anders vergangene Woche: Der Mikrostaat San Marino, auf Platz 210 Letzter der FIFA-Weltrangliste, erkämpfte gegen den Kleinstaat Liechtenstein (immerhin EU-Mitglied und auf Platz 199 rangierend) den ersten Sieg seit 20 Jahren gegen ebendiesen Gegner und überhaupt in einem Länderspiel. Während beide Nationalteams bei EM- bzw. WM-Qualifikationen eher als Sparringpartner der Großen herhalten mussten und weiterhin müssen, können sie in der Nations League beweisen, was in ihnen steckt. Nach dem Siegtreffer des 19jährigen Nicko Sensoli, der beim letzten Erfolg der Squadra noch im Mutterleib herumtrat, werden die nach einer Verjüngungskur meist blutjungen Spieler schon jetzt als »goldene Generation« gefeiert. Die Sammarinesi genannten gut 30.000 Bewohner der von Italien umgebenen Enklave taten gut an ihrer Euphorie und zelebrierten den Sieg, als gäbe es kein Morgen. Was in ihrem speziellen Fall und heutzutage allgemein recht realitätsnah ist.

Am Sonntag trennten sich die Fußballer Gibraltars – eigentlich nur ein von vielen betrunkenen Briten und nüchternen Affen bevölkerter Felsen und kein autonomer Staat, aber da sind wir mal nicht so – von Liechtenstein mit einem 2:2. Danach geht es heiß weiter in Gruppe zwei mit der Partie Andorra vs. Malta.

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