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Aus: Ausgabe vom 02.10.2024, Seite 4 / Inland
Umgang mit DDR-Erbe

SEZ für Abriss vorbereitet

Stadt Berlin nimmt Areal wieder in Besitz. Anwohner kämpfen weiter gegen Zerstörung
Von Nick Brauns
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Demonstration von Anwohnern, Architekten und Mietern für den Erhalt des SEZ am 1. September in Berlin

Das Land Berlin kontrolliert das Ensemble des ehemaligen Sport- und Erholungszentrums (SEZ) im Stadtteil Friedrichshain wieder. Am Dienstag morgen um neun Uhr sicherten 60 Polizisten das Areal an der Landsberger Allee, während Handwerker mit Kettensägen und einer Flex Holzzäune entfernten und den Eingang öffneten. Anschließend betraten drei Gerichtsvollzieher das Gebäude mit einer Fläche von 47.000 Quadratmetern. Auch die Leiterin des Berliner Immobilienmanagements, Vertreter des Landes Berlin, frühere Mieter sowie ein Vertreter des bisherigen Eigentümers waren vor Ort.

Das bei seiner Eröffnung in der Haupstadt der DDR im Jahr 1981 weltweit einzigartige, stets volle Freizeitzentrum an der damaligen Leninallee verfügte über sieben Bäder, eine Saunalandschaft, Solarien, eine Eisfläche im Winter und eine Bahn zum Rollschuhlaufen im Sommer, Sportplätze für Tennis, Volleyball und Basketball, Tanz- und Gymnastikstudios sowie Bowlingbahnen und Gastronomie.

Der Leipziger Investor Rainer Löhnitz hatte das nach dem Ende der DDR in die roten Zahlen gerutschte SEZ im Jahr 2003 vom damaligen privatisierungsfreundlichen SPD-PDS-Senat mit seinem Finanzsenator Thilo Sarrazin für einen symbolischen Euro erstanden. Zwar gab es weiter Bäder- und Sportbetrieb. Doch der Investor kam offenbar einer Verpflichtung zur Wiederinbetriebnahme des beliebten Spaßbades nicht nach, so dass dem Land Berlin nach jahrelangem Rechtsstreit und einer Entscheidung des Bundesgerichtshofes im vergangenen Jahr das SEZ wieder zugesprochen wurde. Da sich Löhnitz weigerte, dem nachzukommen, wurde nun die Abnahme des Schlüssels per Gerichtsvollzieher angeordnet.

Eine von Anwohnern, Bürgerinitiativen und Architekten mit Petitionen und Demonstrationen geforderte Wiedereröffnung der Anlage sieht der Plan des Senats aber keineswegs vor. Vielmehr soll das architektonisch einzigartige Zeugnis der Ostmoderne abgerissen werden, um Platz für 500 Wohnungen und eine Schule zu schaffen.

»Das SEZ ist öffentlich und muss zurück in öffentliche Hand«, begrüßte Carl Waßmuth, Initiator der Petition »Rettet das SEZ« und Vorstand der Initiative »Gemeingut in BürgerInnenhand«, zwar am Dienstag grundsätzlich gegenüber junge Welt die Wiederinbesitznahme des Areals durch das Land. Dafür hätten die Anwohner seit mehr als zehn Jahren gekämpft, nachdem der Investor »eklatant vertragsbrüchig« gehandelt habe. Doch einen Abriss lehnen Waßmuth und seine Mitstreiter strikt ab. Jetzt sei alles in der Schwebe, daher gelte es den Druck für den Erhalt der Anlage zu erhöhen.

Dass die Aktion zum 1. Oktober erfolgte, besorgt Waßmuth, denn ab diesem Datum dürfen wieder Bäume gefällt werden. »Der Senat muss wissen, dass er sich den Ärger sehr vieler Berlinerinnen und Berliner zuziehen wird, sollte er jetzt Fakten schaffen. Denn wir wollen über die Zukunft des SEZ entscheiden«, so der Aktivist.

Das SEZ habe keine Zukunft als Spaßbad, erklärte dagegen Bausenator Christian Gaebler (SPD) am Dienstag gegenüber dem RBB. Ein kommunales Bad sei nicht wirtschaftlich zu betreiben. Es werde aber geprüft, »wie wir Elemente aus dem SEZ in die neue Bebauung integrieren können«.

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