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Aus: Ausgabe vom 05.10.2024, Seite 8 (Beilage) / Wochenendbeilage

Braten mit Zartgemüse

Von Maxi Wunder

Wacht auf, – denn eure Träume sind schlecht!

Bleibt wach, – weil das Entsetzliche näher kommt.

*

Auch zu dir kommt es, der weitentfernt wohnt

von den Stätten, wo Blut vergossen wird,

auch zu dir und deinem Nachmittagsschlaf,

worin du ungern gestört wirst. (…)

*

oh, angenehmer Schlaf,

wenn der Braten fett war und das Gemüse zart. (…)

*

Dies sind Zeilen des Antikriegsgedichts »Wacht auf« (1950) von Günter Eich, unser literarischer Wegweiser zum heutigen Rezept:

Braten mit Zartgemüse

Den Backofen auf 160 Grad Celsius vorheizen. 800 g Rinderbraten kräftig mit Salz und Pfeffer würzen. In einem Bräter drei EL Speiseöl erhitzen und den Braten von allen Seiten scharf anbraten, bis er eine Kruste hat. Herausnehmen und beiseite stellen. Zwei Zwiebeln schälen und in große Stücke schneiden, vier geschälte Knoblauchzehen andrücken, beides im Bräter anrösten. Zwei EL Tomatenmark hinzugeben und kurz mitrösten. Mit 300 ml Rotwein ablöschen und 300 ml Rinderbrühe angießen. Zwei Lorbeerblätter und einen Zweig Rosmarin hinzugeben. Den Braten wieder in den Bräter legen und im vorgeheizten Ofen etwa zweieinhalb Stunden schmoren lassen, dabei regelmäßig mit dem Sud übergießen. Währenddessen drei Karotten, zwei Pastinaken und einen kleinen Hokkaidokürbis schälen und in große Stücke schneiden. Das Gemüse ca. 40 Minuten vor Ende der Garzeit mit in den Bräter geben, damit es im Sud zart wird. Den Braten aus dem Bräter nehmen, in Scheiben schneiden und mit dem Herbstgemüse servieren. Dazu Kartoffelpüree oder Baguette reichen.

*

Eich wurde 1907 geboren. Sollte er die Enkel seiner spießigen Zeitgenossen gemeint haben, so haben sie als 68er Bewegung in der BRD tatsächlich einiges ausgefochten. Seit den 80er Jahren wurden ihre Pläne via Grüne zunehmend abgefälscht in eine reine Umweltbewegung, die auch nötig war und mehr denn je ist, aber schön unter der Herrschaft des Kapitals. Da kannst du ebenso gut im Löwenkäfig eine Spinat-Tofu-Pfanne anbieten: 200 g Tofu in Würfel schneiden und in einer Pfanne mit etwas Öl goldbraun braten. Zwei fein gehackte Knoblauchzehen hinzufügen und kurz mitbraten. 150 g frischen Spinat in die Pfanne geben und unter Rühren zusammenfallen lassen. Den Saft einer Zitrone und ihren Abrieb dazugeben und alles gut vermischen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Was gefressen wird, bist du.

*

Nein, schlaft nicht, während die Ordner der Welt geschäftig sind! (…)

Seid unbequem, seid Sand, nicht das Öl im Getriebe der Welt!

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!