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Aus: Ausgabe vom 17.10.2024, Seite 2 / Inland
Immobilien im Besitz des DFB

»Sie dürfen nicht Spekulanten in die Hände fallen«

Hessen: DFB will Wohnungen in Frankfurt abstoßen. Linke fordert Stadt zur Übernahme der Immobilien auf. Ein Gespräch mit Eyup Yilmaz
Interview: Gitta Düperthal
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Wohngebiete in der Mainmetropole versprechen »blühende Landschaften« für Immobilienspekulanten (7.4.2024)

Der Deutsche Fußballbund plant, Häuser in Frankfurt am Main mit insgesamt 3.600 Quadratmetern Wohnfläche meistbietend zu verkaufen. Durch das Veräußern der Immobilien, unter anderem im Stadtteil Bockenheim, will der DFB an Geld kommen. Mieterinnen und Mieter versetzt das in Schrecken. Die Linke will nun mit einem Antrag den Magistrat auffordern, diese Objekte zu erwerben. Wie schätzen Sie die Erfolgschancen ein?

Die Vernunft muss siegen. Die Stadt darf nicht noch mehr bezahlbaren Wohnraum, der sowieso knapp ist, aus der Hand geben und tatenlos dabei zuschauen, wie Immobilien als Spekulationsobjekt genutzt werden. Auch der Deutsche Fußballbund steht in der Verantwortung, sozial im Sinn des Gemeinwohls zu handeln. Der DFB ist ein gemeinnütziger Verein, versucht aber dennoch, Wohnungen meistbietend zu verkaufen. Das geht gar nicht.

Was ist von der Koalition aus Bündnis 90/Die Grünen, SPD, FDP und Volt zu erwarten?

Die Wohnsituation in Frankfurt ist katastrophal. Nicht nur die FDP und Volt, sondern auch SPD und die Grünen haben trotz dieser prekären Lage ständig Immobilien verkauft und aus der öffentlichen Hand gegeben. Weitere Privatisierung und Gentrifizierung wurden hingenommen. Das hat dazu geführt, dass wir nun diese eklatante Wohnungsnot haben. Deshalb fordern wir die Stadtregierung jetzt auf, diese Mangelsituation nicht noch weiter anzuheizen. Die Immobilien des DFB müssen in öffentliche Hand übergehen. Das werden wir im November in den Planungsausschuss und in die Stadtverordnetenversammlung einbringen.

Braucht der DFB so dringend Geld, dass er nun mit Immobilien spekulieren will?

Der DFB profitiert tatsächlich von der Übernahme der Galopprennbahn in Frankfurt am Main. Er hat dieses Gelände weit unter dem Marktpreis von der Stadt übernehmen können. Dort baut er jetzt seinen Campus, der dem Verein als Arbeits-, Sport-, Versammlungsstätte und für temporäres Wohnen dienen soll. Der DFB ist der Stadt also zu Dank verpflichtet. Der Verein sollte also jetzt seinen Preis sozial gestalten und nicht das Steuergeld der Bewohnerinnen und Bewohner über alle Maße hinaus für sich beanspruchen.

Bei einer ersten Gebotsphase für diese Immobilien im Juni mussten das Frankfurter St. Katharinen- und Weißfrauenstift, dessen Stiftungszweck die Unterstützung und Versorgung alleinstehender bedürftiger Frauen ist, sowie die 18 Mietparteien der Hans-Sachs-Straße ausscheiden. Der DFB scheint auf dem Ohr taub zu sein …

Deshalb wollen wir, dass der Magistrat politisch aktiv wird und Druck auf den DFB ausübt. Ob solche Stiftungen oder die Stadt dabei maßgeblich sind: Wichtig ist, diese Immobilien dürfen auf keinen Fall in Spekulantenhände fallen, damit sich einige Superreiche ihre Konten weiter auffüllen. Die Stadt muss klarmachen, was von einem gemeinnützigen Verein wie dem DFB zu erwarten ist. Wir brauchen so einen Verein und seine Sportstätten für die Menschen in unserer Stadt und wollen nicht, dass er etwa die Gemeinnützigkeit verliert. Aber dessen Aktivitäten dürfen nicht durch Profitgier gesteuert sein, indem er sich daran beteiligt, unseren Wohnraum Spekulanten preiszugeben.

Wie will die Linkspartei für genug Druck auf der Straße sorgen, damit die Mainmetropole nicht erneut Wohnraum verliert? Aktuell ist davon eher wenig zu sehen.

Betroffene sind oft resigniert. Die Partei Die Linke allein kann das Problem nicht stemmen. Wir wollen mit außerparlamentarischen Organisationen wie etwa Mietinitiativen und -vereinen sowie »Mietenwahnsinn Hessen« zusammenwirken, damit die Stadt verhindert, dass weiterer Wohnraum verschwindet. Wir müssen es gemeinsam schaffen, Mut zu machen und wieder kämpferisch auf die Straße zu gehen. Es gilt jetzt, jede Möglichkeit zu nutzen, um bezahlbaren Wohnraum in öffentlicher Hand zu halten, um Menschen würdigen Wohnraum zu ermöglichen.

Eyup Yilmaz ist planungs- und wohnungspolitischer Sprecher der Fraktion Die Linke im Stadtparlament von Frankfurt am Main

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