Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 18.10.2024, Seite 11 / Feuilleton
Frankfurter Buchmesse

Richtig hässlich

Auf der Buchmesse in Frankfurt am Main haben prominente Schriftsteller aus dem diesjährigen Gastland Italien die Rechtsregierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hart kritisiert. »Die politische Macht unterdrückt die Stimmen, die sie nicht hören will«, sagte Francesca Melandri (»Kalte Füße«) auf Einladung von PEN Berlin bei einer Diskussion auf der Buchmesse, die sich bewusst als Gegenveranstaltung zum offiziellen Auftritt des Ehrengastauftritts verstand.

»Ich wurde als Feind behandelt, wie ein räudiger Hund«, sagte Antonio Scurati, Autor eines mehrbändigen Werks über den faschistischen Diktator Mussolini. Ihm sei verwehrt worden, zum italienischen Nationalfeiertag im staatlichen Rundfunk zu sprechen. Er sei »persönlich angegriffen, diffamiert und zensiert« worden. »Das passiert Menschen, die kritisch sind gegen die Macht.«

»Die freie Meinungsäußerung wird bestraft in unserem Land«, sagte Paolo Giordano (»Die Einsamkeit der Primzahlen«). »Das ist wirklich wahr, das ist nicht nur ein Eindruck.«

Der offizielle Auftritt Italiens als Ehrengast auf der Buchmesse kam bei diesen drei Autoren nicht gut an. Die Einladung, die italienische Kultur in Frankfurt zu präsentieren, »könnte eine großartige Gelegenheit sein, aber das ist es nicht«, sagte Melandri. Giordano sagte, es sei »vieles falsch gemacht worden«.

Scurati nannte den Ehrengastlandpavillon »hässlich, richtig hässlich. Das erinnert ja an ein Beerdigungsinstitut.« Der Pavillon präsentiere eine Version der Vergangenheit von vor 100 Jahren, kritisierte Scurati. Der Slogan des Gastlandauftitts lautet »Wurzeln in der Zukunft«. Intention der Organisatoren sei es, auf die Wurzeln des Faschismus und Neofaschismus zu verweisen, sagte Scurati.

Dieses Motto sei die Neufassung eines von Neofaschisten verwendeten Slogans, sagte der Kunsthistoriker Luciano Cheles bei einem Panel zur Sprache der italienischen Rechten. Der Begriff der Wurzeln sei als ein Verweis auf den Faschismus zu verstehen, so Cheles. (dpa/jW)