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Aus: Ausgabe vom 24.10.2024, Seite 4 / Inland
Rechte Gruppierungen

Keine Einzeltäter

Berlin und Brandenburg: Razzia bei Neonazis
Von Annuschka Eckhardt
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Neonazis versammeln sich im Bahnhofsgebäude, um den Christopher Street Day zu stören (Leipzig, 17.8.2024)

Durchsuchungen bei Neonazis, festgenommen wurde keiner: Am Mittwoch morgen durchsuchten rund 160 Polizisten zwölf Orte in Berlin und Brandenburg, davon zehn Wohnanschriften von neun Verdächtigen zweier Gruppen in Hellersdorf, Köpenick, Marzahn, Neu-Hohenschönhausen sowie in Brandenburg in den Orten Letschin und Wandlitz. Vorgeworfen wird den jungen Faschisten im Alter zwischen 16 und 23 Jahren räuberische Erpressung, gefährliche Körperverletzung und Diebstahl mit Waffen.

Drei Taten in unterschiedlicher Beteiligung werden ihnen zur Last gelegt: Am Abend des 20. September 2024 sollen sechs der Beschuldigten an einer Bushaltestelle in der Hellersdorfer Straße im Ortsteil Hellersdorf auf einen bislang unbekannten Mann eingeschlagen, diesen zu Boden gebracht und dort auf ihn eingetreten haben, wie eine gemeinsame Meldung der Berliner Polizei und Staatsanwaltschaft von Mittwoch beschreibt.

Demnach sollen sieben der Beschuldigten am 13. September 2024 in der Mehrower Allee in Marzahn einen Mann gegen den Kopf geschlagen und ihn unter Androhung weiterer körperlicher Gewalt zur Herausgabe seines T-Shirts mit einem Aufdruck »mit Bezug zur linken Szene« gezwungen haben.

Pikant: Gestylt mit ballistischer Schutzweste der Polizei Berlin posierte einer der Tatverdächtigten mit einer augenscheinlichen Langwaffe und mit Kurzwaffen in den sozialen Medien. Diese hatte er – wie Pressesprecher Michael Thomas Petzold von der Staatsanwaltschaft Berlin auf junge Welt-Anfrage bestätigte – während handwerklicher Tätigkeiten aus Polizeiliegenschaften geklaut. Bei den rechten Gruppierungen handele es sich um »Jung & Stark« sowie »Deutsche Jugend Voran«, sagte Petzold am Mittwoch.

»Uns muss allen klar sein: Das sind keine Einzeltäter. Viele gewaltbereite Nazis und rechte Straftäter sind untergetaucht, und immer wieder sind der Staat und die sogenannten Sicherheitsbehörden auf dem rechten Auge blind«, sagte Ferat Koçak, Sprecher für antifaschistische Politik der Berliner Linksfraktion, am Mittwoch gegenüber jW.

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