Kolonialherr des Tages: König Charles III.
Von Max OngsiekBilder, die um die Welt gehen: Der tattrige König Charles III., auf einem Thron sitzend, im Safarihemd, wird am Donnerstag auf Samoa zum »großen Häuptling« ernannt. Seine »Untertanen« huldigen ihm. So weit, so neokolonial. Ein Bild wie aus einem Evelyn-Waugh-Roman. Nur handelt es sich hier nicht um den spleenigen Protagonisten einer britischen Upperclass-Satire, sondern um den König einer modernen europäischen Wirtschaftsmacht auf Staatsbesuch in ehemaligen Kolonien.
Unabhängig vom Sinn oder Unsinn königlich-monarchischer Zeremonien drängt sich allerdings die Frage auf, warum der ansonsten modetechnisch stilsichere König bei diesem Mummenschanz ausgerechnet ein Safarihemd trägt. Ist eine Großwildjagd mit seinen Lords geplant, oder brennt er später ein paar Wälder ab, um einen Kricketplatz anzulegen? Der Kolonialherr im Safarihemd. Fehlt nur noch das Gin-Tonic-Glas. Oder ist die Großwildjägeroptik eher Ausdruck eines imperialen Phantomschmerzes?
Tatsächlich ist Charles’ Oberbekleidung ziemlich geschmacklos. Erinnert sie doch an eine Zeit, als weiße Herrenmenschen in außereuropäische Länder einfielen und sich diese untertan machten. Von einem studierten Historiker wie Charles sollte man mehr Wissen und Fingerspitzengefühl erwarten. Und da kann man noch so viel davon brabbeln, wie schlimm der Klimawandel ist, aber Großwildjägerstyle auf Samoa geht halt gar nicht.
Im übrigen sind die Zeiten des stereotypischen Briten mit Schnauzer und Tweedsakko sowieso längst vorbei. So wie die Zeiten des British Empires lange vorbei sind. Aber dennoch wird auf der Insel gerne »Rule, Britannia!« geschmettert. Einfach der alten Zeiten wegen. Am Ende gehört der monarchische Pomp sowieso ins Museum. Dort soll er dann als Kuriosum begafft werden können. Hinter Glas.
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