Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 31.10.2024, Seite 11 / Feuilleton
Hegel

Work in Progress

Rund zwei Jahre nach Bekanntwerden eines Sensationsfundes von Mitschriften aus Vorlesungen des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel neigt sich die umfangreiche Restauration dem Ende zu. Ein Großteil der rund 4.700 Seiten sei bereits bearbeitet worden, sagte der Jenaer Philosophieprofessor und Hegel-Biograph Klaus Vieweg in der Münchner Buchwerkstatt, in der die Arbeiten durchgeführt wurden.

Die Schriften waren in der Diözesanbibliothek des Erzbistums München und Freising gefunden worden. Sie stammen von Hegels Assistenten Friedrich Wilhelm Carové, der die Vorlesungen seines Chefs während dessen erster Professur in Heidelberg dokumentiert hatte, gerieten in den Nachlass eines früheren Münchner Generalvikars – und von dort in die Bibliothek der Diözese.

Die Schriften zeigten »die Grundlage für Hegels erstes philosophisches System überhaupt«, sagte Vieweg von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Darum sei der Fund so bedeutsam. Er beinhaltet auch eine schon lange gesuchte Mitschrift einer Ästhetikvorlesung in Heidelberg, über die es bisher noch keine anderen Unterlagen gegeben hatte.

2022 hatte Vieweg über den Sensationsfund gesagt: »Eine solche höchst überraschende und glückliche Entdeckung gelingt wohl nur einmal im Leben und ist vergleichbar mit dem Fund einer neuen Mozart-Partitur.«

32.000 Euro hat die Restaurierung insgesamt gekostet, 20.000 davon kamen von der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts. Doch um die Unterlagen zu erforschen, ist noch viel mehr Geld nötig, wie der Hegel-Experte sagte. Er hat bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft mehr als 500.000 Euro für das Projekt beantragt. Gemeinsam mit drei Professorenkollegen und vier weiteren Mitarbeitern will er drei Jahre lang daran arbeiten.

»Verschiedene Teile von Hegels Philosophie sind zumeist nur durch Vorlesungsmitschriften dokumentiert, die somit herausgehobene Bedeutung für Hegels Einsichten besitzen und Einblicke in sein Philosophieren als ›Work in Progress‹ erlauben«, erläuterte das Erzbischöfliche Ordinariat. (dpa/jW)