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Aus: Ausgabe vom 01.11.2024, Seite 7 / Ausland
Nahostkonflikt

Palästina-Konferenz in Riad

Erstes High-Level-Treffen der »Globalen Allianz für die Umsetzung der Zweistaatenlösung«
Von Knut Mellenthin
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Diplomatisches »Schanier« in der Palästina-Frage: Der saudische Außenminister Faisal bin Farhan (Madrid, 29.5.2024)

In Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad wurde am Donnerstag eine internationale Palästina-Konferenz fortgesetzt, die am Mittwoch begonnen hatte. Außenminister Faisal bin Farhan sprach bei der Eröffnung von fast 90 teilnehmenden Staaten und Organisationen. Eine genaue Liste lag zunächst nicht vor. Die EU sollte voraussichtlich von Sven Koopmans, ihrem Sondergesandten für den Friedensprozess im Nahen Osten, repräsentiert werden. Die US-Regierung wollte Hady Amr, den in Beirut geborenen, aber hauptsächlich in den Vereinigten Staaten aufgewachsenen Sondervertreter für palästinensische Angelegenheiten, nach Riad schicken.

Die zweitägige Konferenz war als erstes High-Level-Treffen einer dauerhaft arbeitenden »Global Alliance for the Implementation of the Two-State Solution« deklariert worden, die Saudi-Arabien am 27. September am Rande der 79. Sitzung der UN-Vollversammlung vorgestellt hatte. Außenminister Bin Farhan sprach damals im Namen der Organisation für Islamische Zusammenarbeit, der alle islamischen Staaten und mehrere Länder mit bedeutenden islamischen Minderheiten angehören, »und unserer europäischen Partner«.

Ferner: »Selbstverteidigung kann niemals die Tötung von Zehntausenden Zivilisten, die systematische Zerstörung, die erzwungene Vertreibung und die Anwendung des Hungers als Kriegsmittel, die Verhetzung, Entmenschlichung und systematische Folter in ihren schrecklichsten Formen, einschließlich sexueller Gewalt und anderer von den Vereinten Nationen dokumentierten Verbrechen, sein«, sagte der saudische Außenminister damals. Alle Nationen seien eingeladen, sich dieser Initiative anzuschließen.

In seiner Eröffnungsrede am Mittwoch sprach Bin Farhan explizit von einem »Genozid« im Gazastreifen, der das Ziel habe, »die Palästinenser aus ihrem Land zu vertreiben«. Die fortdauernde israelische »Aggression« gegen Palästina – er schloss dabei die Westbank ein – und den Libanon erfordere »eine feste Antwort der internationalen Gemeinschaft« und »intensivierte internationale Anstrengungen zur Durchsetzung der Zweistaatenlösung und zur Wiederherstellung von Sicherheit und Stabilität in der Region«.

Schon vor Beginn der Konferenz stand fest, dass die Solidarität mit der Hilfsorganisation der Vereinten Nationen für die Palästinenser, UNRWA, ein zentrales Thema sein würde. Das israelische Parlament hatte am Montag ein Gesetz verabschiedet, mit dem die Hilfsorganisation, die für die Versorgung der Bevölkerung im Gazastreifen von allergrößter Bedeutung ist, zur »Terrororganisation« wird. Ihre Arbeit ist fortan in Israel generell verboten. Im Gazastreifen und in der seit 1967 besetzten Westbank wird sie noch stärkeren Einschränkungen und Diskriminierungen unterworfen als bisher. Der Beschluss wurde mit 92 gegen zehn Stimmen gefasst: Nur die arabischen Parteien lehnten ab, die Sozialdemokraten enthielten sich, alle übrigen Parteien stimmten zu.

UNRWA-Chef Philippe Lazzarini sagte in seiner Ansprache an die Konferenz, dass zwei Millionen Menschen seit mehr als zwölf Monaten in einer »lebenden Hölle gefangen« seien. Die meisten von ihnen seien jetzt »unter unerträglichen Lebensbedingungen« auf zehn Prozent des Gazastreifens zusammengedrängt. Hunderttausend Menschen im Norden des Gebiets befänden sich »in einer kompletten Belagerung« und »erwarten ihren Tod durch Verhungern oder einen Luftangriff«. 237 UNRWA-Arbeiter seien bisher getötet worden, »viele samt ihrer Familien«. Fast 200 Gebäude der Hilfsorganisation wurden zerstört oder beschädigt.

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  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (1. November 2024 um 10:25 Uhr)
    Während die arabischen Staaten zu Konferenzen zusammenkommen, schafft Israel weiterhin Fakten vor Ort – ein Muster, das seit der Gründung des israelischen Staates kaum durchbrochen wurde. Besonders in letzter Zeit hat Israel die langjährige Zwei-Staaten-Resolution der Vereinten Nationen ausdrücklichöffentlich abgelehnt. Für mich als Europäer erscheint es widersprüchlich, dass die arabischen Staaten nach wie vor eine »feste Antwort der internationalen Gemeinschaft« sowie »intensivierte internationale Anstrengungen zur Durchsetzung der Zweistaatenlösung und zur Wiederherstellung von Sicherheit und Stabilität in der Region« einfordern. Die Frage drängt sich auf, warum eine Lösung für diese kritische Region ausgerechnet von der internationalen Weltgemeinschaft abhängen soll. Sollte es nicht in erster Linie möglich sein, dass die arabischen Staaten selbst eine Lösung anstreben? Die islamische Welt verfügt über eine breite geografische Präsenz, starke kulturelle Verbindungen und Ressourcen, die eine gewisse Eigenständigkeit in der Frage Palästinas ermöglichen könnten. Stattdessen appellieren sie regelmäßig an eine internationale Gemeinschaft, die, wie man sieht, in dieser Frage oft handlungsunfähig bleibt. Es stellt sich die Frage, ob die arabischen Staaten nicht selbst Wege finden sollten, um das Problem in ihrem unmittelbaren Einflussbereich zu lösen, bevor sie auf den Westen und internationale Akteure setzen.
    • Leserbrief von Onlineabonnent/in Joachim S. aus Berlin (1. November 2024 um 11:13 Uhr)
      Der Appell an die arabischen Staaten ist nicht viel ergiebiger als der an die internationale Gemeinschaft. Politik wird von Interessen bestimmt und ihre Möglichkeiten hängen mehr von den realen Machtkonstellationen ab, als von einer gemeinsamen Sprache. Solange die USA Kriege im Nahen Osten schüren, weil sich so Erdöl und Erdgas wunderbar kontrollieren lassen, werden die Konflikte dort anhalten. Bis ein anderer Machtfaktor das verhindern kann. Es ist zu hoffen, dass BRICS bald zu einem solchen Machtfaktor heranwachsen kann. Die Welt könnte das gut gebrauchen.

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