Deutsch-Iraner Sharmahd im Iran hingerichtet
Teheran. Im Iran ist der deutsch-iranische Doppelstaatsbürger Djamshid Sharmahd trotz internationaler Kritik an dem Todesurteil hingerichtet worden. Wie das offizielle Justizportal Misan bekanntgab, erfolgte die Exekution am Morgen. Deutschland hatte die Aufhebung des Urteils gefordert. Irans Justiz verweigerte bis zuletzt konsularischen Zugang – ein übliches Vorgehen bei Gefangenen mit iranischer Staatsbürgerschaft.
Sharmahd wurde in der iranischen Hauptstadt Teheran geboren, wuchs in Deutschland auf und lebte zuletzt in den USA. Von dort aus setzte sich auch seine Tochter vergeblich für die Rettung ihres Vaters ein. CDU-Chef Friedrich Merz hatte eine politische Patenschaft übernommen.
Ein Gricht hatte Sharmahd im Frühjahr 2023 wegen Terrorvorwürfen verurteilt. Hintergrund dürfte sein Engagement in der iranischen Exil-Oppositionsgruppe »Tondar« (Donner) sein. Die iranische Staatsführung wirft der monarchistischen Organisation vor, für einen Anschlag im Jahr 2008 in der Millionenstadt Schiras mit mehreren Todesopfern verantwortlich zu sein. Sharmahds Familie wies die Anschuldigungen vehement zurück. Kritiker bezeichneten den Prozess als grob unfair. Sharmahd durfte keinen eigenen Anwalt wählen, und sein Aufenthaltsort blieb bis zuletzt unbekannt. Der Deutsch-Iraner war im Sommer 2020 unter nicht geklärten Umständen während einer Reise aus Dubai in den Iran verschleppt worden; mehrere Berichte sprechen von einer Entführung durch den iranischen Geheimdienst. Seitdem saß er in Isolationshaft.
Die Bundesregierung hatte das Todesurteil gegen ihn scharf kritisiert und Sharmahds Freilassung gefordert. Die Vollstreckung des Todesurteils dürfte zu neuen Spannungen zwischen Teheran und Berlin führen. Hinrichtungen von Bürgern europäischer Staaten sind im Iran äußerst selten. 2023 wurden allerdings bereits Todesurteile gegen einen Schweden und einen Briten vollstreckt, die beide auch die iranische Staatsbürgerschaft besaßen. Anfang 2023 hatte der damalige Sprecher des iranischen Außenministeriums Nasser Kanaani mit Blick auf deutsche Kritik am Vorgehen gegen Sharmahd gesagt, der Iran werde »niemanden um Erlaubnis fragen, um gegen Terrorismus vorzugehen«. (dpa/jW)
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