Verdi zu den Plänen für Galeria in Berlin
Berlin. Die Galeria-Filiale am Alexanderplatz soll zum Ende des Jahres 2025 zwecks Umbaus geschlossen werden, wie letzten Freitag bekannt wurde. Nach einem zweijährigen Umbau könnte die Zentral- und Landesbibliothek in den größten Galeria-Standort in Berlin einziehen und Galeria nur noch einen Teil der jetzigen Verkaufsfläche zur Verfügung stehen. Dazu erklärte Verdi am Montag: »Die Gespräche der Eigentümerin der Liegenschaft, der Commerz Real AG, mit dem Kultursenator Joe Chialo zur Unterbringung der Zentral- und Landesbibliothek Berlin in dem Gebäude verunsichern die Beschäftigten enorm.« Für die Verkäuferinnen und Verkäufer beginne damit wieder einmal die Sorge um ihren Arbeitsplatz. »Wir erwarten, dass die Arbeitsplätze für die rund 350 Menschen gesichert werden. Das Warenhaus muss mit ausreichend großer Fläche erhalten bleiben«, sagte Verdi-Sekretärin Conny Weißbach. (jW)
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Den Eigentümern ist es egal, weil jetzt noch einmal die große Abzocke erfolgen soll. Gesamtbetriebsrat und Unternehmensleitung haben ein »betriebliches Bündnis« mit jedem einzelnen Arbeitnehmer geschlossen. Wer unterschreibt, dem winken zwar schrittweise Gehaltserhöhungen, das Niveau des Flächentarifvertrags wird aber in diesem Jahrhundert nicht mehr erreicht. Der Beschäftigte gibt quasi sein Einverständnis zu dem abgesenkten Lohnniveau, das bis zu 30 Prozent niedriger ist, als es der Flächentarifvertrag im Einzelhandel vorsieht. Verdient die Vollzeitbeschäftigte Verkäuferin gemäß dem hessischen Einzelhandelstarifvertrag 2.640 Euro im Monat, so sind das rund 14 Euro in der Stunde also knapp über dem Mindestlohn. Davon 70 Prozent, das sind noch nicht einmal 10 Euro pro Stunde. Die Beschäftigten stimmen mit ihrer Unterschrift auch zu, dass sie keine weiteren Forderungen stellen, auch nicht nach Weihnachts- und Urlaubsgeld.
Ver.di hat diesem »betrieblichen Bündnis« schon zugestimmt, unter der Prämisse, dass 90 Prozent der Filialen und der örtliche Betriebsrat dem zustimmen. Das Quorum wurde kurzfristig erreicht: 78 von 83 Filialen haben zugestimmt. Die schlechte Nachricht: Das Insolvenzgeld beträgt 60 Prozent des letzten Nettolohns. Bei 10 Euro brutto pro Stunde macht das 7 Euro netto und demzufolge 4,20 Euro Insolvenzgeld pro Stunde, für eine Vollzeitbeschäftigte also 670 Euro im Monat, aus.
Die gute Nachricht: Bei Galeria Karstadt-Kaufhof gibt es seit Jahren keine Vollzeitbeschäftigten mehr. Bei Galeria Kaufhof gibt es auch keine Verdi-Mitglieder mehr, also hat sich die Frage »Tarifvertrag« auch schon seit Jahren erledigt. Und die in ihrer Mehrzahl ungelernt beschäftigten studentischen Aushilfskräfte werden ohne langes Zögern bei Edeka, Rewe oder Lidl anheuern können. Mit der nächsten Insolvenz in 2025 dürfte dann das Trauerspiel Galeria endlich vorbei sein.