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Aus: Ausgabe vom 21.11.2024, Seite 1 / Inland
Thüringen nach der Landtagswahl

Heikles Manöver

BSW einigt sich in Thüringen mit CDU und SPD auf Koalitionsvertrag
Von Nico Popp
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Die Verhandler in Erfurt (12.11.2024)

In Thüringen haben sich CDU, SPD und BSW, die im neuen Landtag zusammen über 44 von 88 Sitzen verfügen, rund zwei Wochen nach dem Beginn der Verhandlungen auf einen Koalitionsvertrag geeinigt. Es seien nur noch »Feinarbeiten« zu erledigen, hieß es am Dienstag abend nach einer zweitägigen Klausur der Parteichefs in Ilmenau. Die jeweiligen Parteigremien müssen dem Dokument noch zustimmen. Bei der SPD soll es auch eine Mitgliederbefragung geben. Am Freitag wird der Vertrag offiziell vorgestellt; zu inhaltlichen Einzelheiten wurde zunächst nichts mitgeteilt.

Offen ist damit vorerst auch, ob die friedenspolitische Positionsbestimmung in dem Koalitionsvertrag präzisiert wurde. Die BSW-Bundesspitze hatte unter anderem das nach dem Ende der Sondierungsgespräche angemahnt. In dem vorgelegten Papier hatte etwa eine Abgrenzung von den Plänen für eine Stationierung von US-Mittelstreckenraketen in Deutschland gefehlt. Die Thüringer BSW-Vorsitzende Katja Wolf hatte angesichts der innerparteilichen Kritik vor dem Beginn der Koalitionsverhandlungen angekündigt, die friedenspolitischen Positionen »weiter schärfen« zu wollen.

Die BSW-Bundesvorsitzende Sahra Wagenknecht sagte am Dienstag abend in der ARD, nach allem, was sie wisse, sehe der Koalitionsvertrag »deutlich anders aus als das Sondierungspapier«. Der BSW-Europaabgeordnete Fabio De Masi erklärte am Mittwoch, er sei »gespannt, ob der Druck etwas gebracht hat«. Auch er hatte das Sondierungspapier scharf kritisiert und dabei betont, er hoffe, dass Wolf der Ernst der Lage klar sei.

Für das BSW ist der Eintritt in eine Landesregierung mit einem CDU-Ministerpräsidenten an der Spitze ein knappes Jahr nach der Parteigründung und mitten in einem Bundestagswahlkampf politisch heikel, denn die Wahlerfolge der Partei verdanken sich zu einem erheblichen Teil dem Umstand, dass es ihr gelungen ist, die Oppositionsstimmung in der Bevölkerung aufzugreifen und zu artikulieren. Und diese Wähler sind schnell wieder weg, wenn die Partei den Eindruck zulässt, sie bilde, ohne Ergebnisse vorweisen zu können, eine Reserve von CDU und SPD.

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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  • Leserbrief von Ullrich-Kurt Pfannschmidt (21. November 2024 um 09:20 Uhr)
    Damit wären zunächst mal alle widerlegt, die eine »Brandmauer« zwischen CDU und AfD für Unsinn hielten und dies auch in jW-Artikeln mehrfach äußerten. Die CDU würde doch sofort zugreifen, wenn sie von der AfD eine Einladung erhielte, oder? Andererseits, eine Koalition mit CDU und BSW sei doch fern jeder Realität! Aber auf die Aussagen von Hellsehern ist eben kein Verlass. – Allerdings bleibt die Frage, ob die Thüringer Brombeere erfolgreicher sein und länger halten wird als die Ampel auf Bundesebene. Denn die Thüringer Koalitionäre liegen politisch noch sehr viel weiter auseinander als die der gehabten Ampel.
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Manfred G. aus Manni Guerth (21. November 2024 um 00:04 Uhr)
    Für mich als Arbeiter ist BSW kein positiver politischer oder ökonomischer Fortschritt. Für mich als Arbeiter sind Handgriffe und Fertigkeit notwendig, um zu einem Ergebnis zu kommen. Diese Erfahrung spiegelt sich in meiner politischen Haltung wider. Wenn politische Veränderung, dann muss sie »Hand und Fuß« haben. Als Arbeiter bin ich es gewohnt, dass ich mich an Absprachen halte. Das gleiche gilt für meine Kontakte und Beziehungen zu Freunden und anderen Menschen. Wahrheit, Ehrlichkeit und Mut sind für mich keine Fremdwörter oder Phrasen. Ich bin mir bewusst, dass in der BRD das Bürgertum die Mehrheit ausmacht und das BSW das linke Bürgertum repräsentiert. Dieses linke Bürgertum befindet sich politisch zwischen Hammer und Amboss. Sie verhalten sich aber so, als seien sie wichtiger als der Hammer und intelligenter als der Amboss. Deshalb ignorieren sie die Realität des Volkes und leben in einer bürgerlich bürokratischen »Aktentasche«. Ich als Arbeiter brauche kein Bürgertum, aber das Bürgertum braucht mich als Arbeiter. Das Bürgertum kann nicht ohne uns Arbeiter leben, aber wir Arbeiter können ohne das Bürgertum leben. Im Kommunistischen Manifest von 1848 (S. 60) steht: »Bourgeoissozialismus. Ein Teil der Bourgeosie wünscht den sozialen Missständen abzuhelfen, um den Bestand der bürgerlichen Gesellschaft zu sichern. Es gehören hierher: Ökonomisten, Philanthropen, Humanitäre Verbesserer der Lage der arbeitenden Klassen, Wohltätigkeitsorganisierer, Abschaffer der Tierquälerei, Mäßigkeitsvereinstifter, Winkelreformer der buntscheckigster Art.« Das Kommunistische Manifest ist 175 Jahre alt, dort steht eine Beschreibung des linken Bürgertums der Gegenwart. Wenn es uns Arbeitern gelingt, eine revolutionäre Arbeiterpartei aufzubauen, können wir uns selbst befreien und die Sachen in die Hand nehmen. Die »Internationale«: »Es rettet uns kein höheres Wesen, kein Gott, kein Kaiser, noch Tribun. Uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun.« Manni Guerth

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