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Aus: Ausgabe vom 07.12.2024, Seite 5 / Inland
Batterieproduktion

Staat zahlt Northvolt-Pleite

300 Millionen Euro verliert der Bund, 300 weitere Schleswig-Holstein, weil Northvolt insolvent ist
Von Niki Uhlmann
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Am 25. März war die Welt noch in Ordnung. Auf der Northvolt-Baustelle nahe Heide boßelte man. Heute schmeißt die Politik Northvolt Geld hinterher

Der schwedische Batteriehersteller Northvolt ist insolvent. Er war Hoffnungsträger einer autonomen europäischen Automobilindustrie. Statt Unabhängigkeit von China beschert er der BRD nun Verluste, und zwar sowohl dem Staat als auch der angeschlagenen Automobilindustrie. Die hat sich zum Teil von Northvolt abhängig gemacht und sieht jetzt noch älter aus als zuvor.

Am 21. November hat der schwedische Batteriehersteller Northvolt Insolvenz angemeldet. Am Folgetag trat Mitgründer Peter Carlsson zurück. Er wäre »überehrgeizig« gewesen. Der Konzern selbst teilte mit, er wolle der »herausfordernden Lage« der europäischen Batteriezellenindustrie mit einer »strategischen Neuausrichtung gerecht werden«. Auf Reddit kritisierten mutmaßliche Mitarbeiter hingegen, dass Fehler des Managements schon 2023 den angekündigten Ausbau der Produktionskapazitäten infrage gestellt hätten. Im Sommer 2024 hat BMW eine Batteriebestellung im Wert von rund zwei Milliarden Euro storniert. Da sei nichts mehr zu retten, hatten BMW-Ingenieure nach Besuch der Batteriefabrik laut Handelsblatt geurteilt. Weiter heißt es, dass die Fabrik im schwedischen Skellefteå jetzt tatsächlich Probleme bereite. Strategisch klug war bisher vielleicht nur die Wahl des Insolvenzverfahrens. Nach dem elften Kapitel des Konkursgesetzes in den USA verwaltet Northvolt seine Insolvenz selbst und ist vorerst gegen den Zugriff seiner Gläubiger geschützt.

Einer dieser Gläubiger ist die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Zwecks Bau einer Batteriefabrik bei Heide in Schleswig-Holstein (SH) gewährte sie im Oktober 2023 ein Darlehen von 600 Millionen Euro. Blechen müssen nun aber SH und der Bund, die jeweils für eine Hälfte gebürgt haben. Scholz und Habeck verteidigten die Investitionen bei einer Regierungsbefragung am Mittwoch. Die Elektromobilität sei strategische Komponente und ihre Förderung richtig, sagte ersterer. Letzterer ergänzte, Deutschland sei bei der Batterieproduktion zu 80 Prozent abhängig von China. Es ginge um die »Widerstandsfähigkeit der europäischen und deutschen Wirtschaft«. Auch die EU-Kommission billigte Subventionen von 900 Millionen Euro im Rahmen der »Europäischen Batterieallianz«. SH werde sich wegen der Forderung der KfW mehr verschulden müssen, kündigte Finanzministerin Silke Schneider (Bündnis 90/Die Grünen) im dortigen Finanzausschuss am Freitag an. Immerhin wird weiter gebaut. »Der Standort genießt höchste Priorität«, zitierte der NDR den Chef der deutschen Tochtergesellschaft, Christofer Haux, schon im November. Finanzieren muss es vorerst die Bevölkerung.

Noch härter trifft es die BRD-Autoindustrie. Größter Finanzier und Eigner Northvolts ist VW. Der angeschlagene Konzern hält 21 Prozent, halte sich dem Handelsblatt zufolge aufgrund eigener Engpässe bei der Rettung aber zurück. Die US-Bank Goldman Sachs, zweitgrößte Eignerin Northvolts, werde den Wert ihrer Beteiligung Ende 2024 komplett abschreiben. Porsche habe sich sogar abhängig von Northvolt gemacht und dessen Batterien alternativlos für das Modell 718 eingeplant. Fest poche Porsche auf den bestehenden Vertrag. Auch Audi hoffe zwar auf eine erfolgreiche Sanierung Northvolts, rechne aber damit, seine Verträge mit den asiatischen Batterieproduzenten CATL (China) und LG (Südkorea) teuer neu verhandeln zu müssen. Zusammen kommen die beiden auf einen globalen Marktanteil von 48,6 Prozent. Northvolt taucht in der Top ten der größten Batterieproduzenten nicht einmal auf.

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