3.005 Genossinnen und Genossen
Von Vorstand der LPG junge Welt eGDer Verlag, in dem die Tageszeitung junge Welt erscheint, heißt nicht zufällig Verlag 8. Mai GmbH. Denn es stand gerade der 50. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus an, als wir am 21. April 1995 diesen Verlag gründeten, um die Tageszeitung junge Welt weiter herausgeben zu können. Noch Anfang desselben Monats war über diverse Nachrichtensender das Ende der Zeitung verkündet worden. Da musste rasch gehandelt werden, und so entstand zunächst der Verlag. Denn eine GmbH zu gründen, geht im Kapitalismus ganz schnell, für eine Genossenschaft braucht es deutlich mehr Vorlauf, weshalb die LPG junge Welt eG erst am 7. Oktober 1995 entstand. Allerdings verfügte sie da noch über keine relevanten Mittel. Erst im Frühjahr 1998, als sie ausreichend Mitglieder und damit genügend Kapital besaß, konnte sie die Mehrheit am Verlag 8. Mai übernehmen. Es war eine erstaunliche Leistung, die junge Welt bis dahin auch ohne Genossenschaftsmittel über die Runden zu bringen. Allerdings hätte die jW ohne Genossenschaft die zahlreichen politischen und ökonomischen Angriffe, mit denen die Zeitung dann konfrontiert wurde, nicht überlebt. Bis 2017 wurden die Genossenschaftsgelder vor allem dafür gebraucht, die laufenden Kosten der täglichen Herausgabe abzusichern.
Seit 2018 kann der Verlag dies aus eigenen Kräften. Damit wurde die Genossenschaft aber keineswegs überflüssig. Jetzt hilft sie in schwierigen Zeiten mit Überbrückungskrediten. Sie ermöglicht die Finanzierung großer Investitionen. So werden in den kommenden Monaten die Serverinfrastruktur und das Aboverwaltungssystem zukunftsfest gemacht. Aber auch die Durchführung der Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz ist nicht mehr ohne Hilfe der Genossenschaft realisierbar. Für die kommende hat sie die Übernahme der Hälfte der Verluste bis zu 50.000 € zugesagt, der andere Teil wird vom Verlag übernommen. Wie hoch das Defizit wird, hängt auch von der Höhe der eingehenden Spenden ab (siehe Kasten links).
Diese Konstruktion hat die junge Welt in den letzten fast 30 Jahren überlebensfähig gemacht und ist auch eine gute Grundlage für kommende schwierige Jahre. Voraussetzung bleibt aber weiterhin, dass die junge Welt immer mehr Leserinnen und Leser gewinnt und dass von diesen auch immer mehr Mitglied der Genossenschaft werden. Deshalb hat der Vorstand der LPG am 17. Mai dieses Jahres eine Kampagne gestartet, mit der möglichst bis zum 30. Jahrestag der Gründung des Verlages das 3.000. Mitglied der Genossenschaft geworben werden sollte. Heute können wir vorzeitig mitteilen, dass wir dieses Ziel erreicht haben: Der Gewerkschaftssekretär Tom Talsky aus München ist unser 3.000. Mitglied.
Allerdings bleibt es weiter notwendig, dass wir für eine starke materielle Basis der jungen Welt kämpfen. Sie stellt sicher, dass die Zeitung ökonomisch nicht erpressbar ist und inhaltlich unabhängig bleiben kann – und dass ausreichend Mittel zur Verfügung stehen, um Angriffe aller Art abwehren zu können. Dazu bedarf es weiterhin vieler zusätzlicher Abonnements – und weiterer Genossenschaftsmitglieder!
Aktion 3.000: Tom Talsky ist das 3.000. Mitglied der LPG junge Welt eG
»Ich bin Genossenschafter der LPG junge Welt geworden, weil kritischer Journalismus gerade in Zeiten von immenser Kriegsgefahr und eingeengtem Meinungskorridor so dringend wie nie ist. In den letzten Jahren haben sich enorme Medienmonopole herausgebildet, die die Arbeitsbedingungen der dort tätigen Journalist*innen und Verlagsangestellten immer weiter verschlechtern. Inhalte werden unverändert übernommen oder gleich mit KI generiert, unabhängige und kritische Berichterstattung wird damit immer schwieriger. Noch dazu stellen viele Zeitungen ihre Printausgaben ein und versuchen im Dschungel der Onlinemedien mitzumischen, jeder Artikel muss klickbar sein, also möglichst zielgruppenkonform. Gerade jetzt braucht es also eine von Konzerninteressen unabhängige Berichterstattung, die aufklärt, aneckt und die Widersprüche aufdeckt, und dafür muss sie auch finanziell ausgestattet sein.«
Tom Talsky, Gewerkschaftssekretär Druck, Verlage, Papier und Industrie bei Verdi München und 3.000. LPG-Mitglied
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!
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Leserbrief von Steffen Weise aus Berlin (15. Dezember 2024 um 06:52 Uhr)Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen, dass die junge Welt unabhängig von Konzerninteressen aller Coleur ist, wie es auch im Artikel sehr richtig steht, wird wohl niemand ernsthaft bestreiten wollen. Übrigens ist sie auch unabhängig von den Kirchen, von den unendlich vielen kapitalnahen Stiftungen, Meinungserfindern und all dem ganzen anderen bürgerlichen G’socks. Weiter oben im Artikel heißt es jedoch, die junge Welt sei eine unabhängige Zeitung und dies ist wohl nicht wahr! Die junge Welt ist abhängig von der LPG und deren Genossenschafterinnen und Genossenschaftern. Dies sind Kommunist*Innen, Marxist*Innen, Sozialist*Innen, Gewerkschafter*Innen, Klimaaktivist*Innen, Wissenschaftler*Innen, Aktivist*Innen sozialer Verbände und noch sehr viele andere mehr. In jedem Fall sind es sehr fortschrittlich eingestellte Menschen, Menschen, die die Interessen der Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten vertreten. Die junge Welt schreibt selbst von sich, dass sie eine marxistisch orientierte Tageszeitung ist. Demzufolge ist die junge Welt eben gerade nicht unabhängig, sondern sie ist abhängig von der Arbeiterklasse und der wissenschaftlichen Weltanschauung »Marxismus-Leninismus«. Ich würde auch keine unabhängige Zeitung wollen! Diese wabbert wohl zwischen den Klasseninteressen hin und her, mal denen der Bourgeoisie, mal denen der Arbeiterklasse. Am Ende ist dies im besten Fall ein hübscher Reformismus, aufgehübscht mit Opportunismus und Revisionismus. Nein, das würde ich nicht wollen! Das findet man sonst überall schon genug. Konsequent marxistische Kräfte sind heute die Seltenheit, die Ausnahme. Ich möchte eine Tageszeitung, die abhängig ist von der Arbeiterklasse und deren wissenschaftlicher Weltanschauung.
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