Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Gegründet 1947 Sa. / So., 28. / 29. Dezember 2024, Nr. 302
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025 Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Aus: Ausgabe vom 20.12.2024, Seite 5 / Inland
Thyssen-Krupp Marine Systems

U-Boot-Investitionen für Wismar

Thyssen-Krupp Marine Systems stellt Standortfinanzierung nach Bundeswehr-Bestellung in Aussicht
Von David Maiwald
Wismarer_Werft_84471459.jpg
Seit Juni 2022 sitzt Thyssen-Krupp Marine Systems am ehemaligen MV-Werften-Standort in Wismar

Für Thyssen-Krupp Marine Systems (TKMS) klingelt die Kasse. Erst am Mittwoch hatten Kriegsgüterbestellungen an das Unternehmen in Höhe von mehr als sechs Milliarden Euro die Haushaltsausschüsse des Bundestags passiert. Am Donnerstag bestätigte TKMS-Chef Oliver Burkhard gegenüber dpa Investitionen im Umfang eines »sehr niedrigen dreistelligen Millionenbetrags« in den Wismarer Standort. Die dortige Werft, in der nach Angaben der Gewerkschaft IG Metall aktuell 140 Beschäftigte arbeiten, solle vollständig zu einer U-Boot-Fertigung ausgebaut werden.

Gemäß der Bestellung aus dem Ressort von Kriegsminister Boris Pistorius soll die Marine für 4,7 Milliarden Euro vier weitere U-Boote des Typs U 212 CD erhalten. Der NATO-Partner Norwegen will ebenfalls zwei der U-Boote für seine Flotte bekommen. Die neuen Bestellungen schließen an einen 2021 zwischen der BRD und Norwegen ausgehandelten Vertrag zum Erwerb von sechs Unterseefahrzeugen desselben Typs an. Die Parlamentarier hatten am Mittwoch auch die Beschaffungsvorlage für den Eisbrecher »Polarstern 2« mit einem Volumen von rund einer Milliarde Euro abgesegnet.

Zur Abspaltung vom Thyssen-Krupp-Gesamtkonzern blieb Burkhard undeutlich. Bei der »angestrebten Verselbständigung« sehe er TKMS aber »auf einem guten Weg«: Mit einer endgültigen Entscheidung Norwegens zur Bestellung der zwei U-Boote rechne er Anfang Januar, sagte der Rüstungsmanager der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. »Wir tragen zur Zeitenwende entscheidend bei und stärken die Verteidigungsfähigkeit mit diesem strategisch wichtigen Projekt zwischen der Bundesrepublik und Norwegen«, so die Selbsteinschätzung.

Auch die örtliche IG Metall erwarte »Planungssicherheit«, erklärte ihr Geschäftsführer für Lübeck und Wismar, Henning Groskreutz, im jW-Gespräch am Donnerstag. Nun sei die Hoffnung, mit den Rüstungsaufträgen »möglichst viele Menschen in Mecklenburg-Vorpommern in guter, tarifgebundener Arbeit halten zu können«. Überlegungen zu Rüstungskonversionen würden zwar noch durch Beschlüsse von Gewerkschaftstagen angestellt, doch »leider ist die sicherheitspolitische Situation nicht so, dass wir uns das leisten können«, so Groskreutz. In der Ostsee spiele sich bereits ein »hybrider Krieg« ab.

Die aktuellen Arbeiten am Disney-Kreuzfahrtschiff in Wismar dürften zum Ende des kommenden Jahres auslaufen, weshalb es in nächster Zeit darum gehen werde, »nahtlose Übergänge« zur nun in Aussicht stehenden Kriegswaffenproduktion zu ermöglichen. »Gemeinsam mit Unternehmen, Arbeitsagentur, Stadt Wismar und Land arbeiten Betriebsräte und IG-Metall-Vertreter an Brücken für die Beschäftigten«, hatte auch IG-Metall-Bezirksleiter Küste, Daniel Friedrich, in einer Mitteilung der Gewerkschaft am Mittwoch erklärt. Auch er freute sich über »mehr Klarheit« durch die absehbar neue Auftragslage bei TKMS.

Bei der Übernahme des Werftgeländes der insolventen MV-Werften im Jahr 2022 hatten IG Metall und TKMS »Eckpunkte (…) für gute, tariflich abgesicherte Arbeit und Ausbildung« für den Standort Wismar vereinbart, erinnerte die Gewerkschaft. Für den Bau von U-Booten sollten demzufolge 800 und bis zu 1.500 Beschäftigte »bei weiteren Aufträgen für Überwasserschiffe direkt und unbefristet eingestellt werden«. Bei voller Auslastung würden in Wismar »bis zu 1.500 neue Arbeitsplätze« geschaffen, hatte ein Unternehmenssprecher bereits vergangene Woche gegenüber dpa erklärt.

»Mit unseren Standorten, Kapazitäten und Expertisen sind wir als eigenständiges und unabhängiges maritimes Kraftpaket hervorragend aufgestellt«, hatte Oliver Burkhard am Mittwoch erklärt. Die U-Boote für die Marine seien nicht nur sicherheitspolitisch notwendig für die Bundesrepublik, schließlich trage der Konzern »unmittelbar zur Stärkung und Schaffung von Arbeitsplätzen in Wismar bei«. 90 Prozent der Wertschöpfung würden beim Bau der U-Boote in der Bundesrepublik verbleiben, hatte das Unternehmen erklärt – sehr zur Freude der örtlichen IG Metall, so Geschäftsführer Groskreutz im jW-Gespräch. »Beschaffungsaufträge der Bundeswehr sollten auch in Deutschland umgesetzt werden.«

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

Ähnliche:

  • Mittlerweile alltäglich: Ein Boot der Bundeswehr im Hafen von Ro...
    12.01.2023

    Rüstung vor Energiewende

    Marinearsenal-Standort in Rostock eingeweiht. Kritik von Friedensbündnis, Unterstützung von Gewerkschaft. Windenergie außen vor