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08.01.2025, 19:56:41 / Feuilleton
Zuviel Polemik

»Shitbürgertum«: Buchpublikation von Ulf Poschardt geplatzt

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Anmaßung und Untertanengeist: Ulf Poschardt (Berlin, 20.10.2020)

Berlin. Ein Buchprojekt zwischen dem Autor und Welt-Herausgeber Ulf Poschardt und dem Buchverlag zu Klampen ist geplatzt. Der 57jährige teilte dpa mit: »Kurz vor Weihnachten 2024 hat der Verlag zu Klampen entschieden, mein Buch ›Shitbürgertum‹ nicht zu veröffentlichen.« Das Buch sollte im Februar erscheinen und Teil einer Essayreihe sein. Der Verlag zu Klampen, der bei Hannover seinen Sitz hat, bestätigte das Aus: »Aufgrund der unterschiedlichen Vorstellungen von Herausgeberin und Autor wurde der Vertrag eine Woche vor Weihnachten im beiderseitigen Einvernehmen aufgelöst.« Man bedauere das. Der Band sei im Sommer 2024 für eine von Anne Hamilton herausgegebene Essayreihe, die sich um Politik, Philosophie, Gesellschaft und Kunst dreht, vereinbart worden und sollte die »Analyse eines Sozialtypus liefern, bei dem sich Anmaßung und Untertanengeist, Selbstbehauptung und Opportunismus auf unheilvolle Weise mischen«.

Poschardt teilte mit, er habe kurz vor Weihnachten ein »lektoriertes Manuskript mit einem zweiseitigen Brief, in dem es plötzlich ein grundsätzliches Fremdeln mit dem Text, seiner Tonalität und Schärfe gab – und auch mit dessen Unerbittlichkeit in der Kritik jener Milieus, die das Verlagswesen, den Buchhandel, das politische Feuilleton prägen« – erhalten. »In weiteren Telefonaten wurde deutlich, dass der Verlag das Buch in der vorgelegten Form nicht machen würde. Und auf die Bitte, das Buch abzumildern oder auch konventioneller im Sound und im Gestus zu werden, reagierte ich freundlich und bestimmt, dass dies keine Option für mich sei«, so Poschardt.

Der Verlag, der nach eigenen Angaben Bücher »im Geiste der Aufklärung« publiziert, äußerte sich zu den Gründen der gescheiterten Zusammenarbeit so: Im Laufe der Arbeit an dem Projekt habe sich für die Herausgeberin immer klarer abgezeichnet, »dass die Behandlung des Themas den Rahmen der Reihe sprengen würde: Die Darstellung des Autors, mit dessen Analysen sie grundsätzlich übereinstimmte, tendierte zu sehr in Richtung Polemik«. Der Verlag führte auch aus: »Der Autor allerdings sieht genau in dieser scharfen Argumentationsweise die einzig mögliche Form, in Zeiten sich überstürzender politischer Ereignisse wirkungsvoll essayistisch zu intervenieren.« (dpa/jW)

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