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Aus: Ausgabe vom 21.01.2025, Seite 1 / Titel
Weltwirtschaftsforum

Nichts los in Davos

Begleitet von Protesten hat das Weltwirtschaftsforum begonnen. Doch Donald Trump läuft dem wirtschaftsliberalen Establishment den Rang ab
Von Jörg Kronauer
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Reinemachen, bevor die Superreichen kommen (Davos 17.1.2025)

Überschattet von der Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump und begleitet von Protesten hat am Montag in Davos das diesjährige Weltwirtschaftsforum begonnen. Rund 3.000 Führungskräfte, vor allem aus Politik und Wirtschaft, aus über 130 Ländern werden in dem Schweizer Bergort erwartet, darunter Bundeskanzler Olaf Scholz und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Das formale Motto des Großevents, das bis zu diesem Donnerstag andauert, lautet »Zusammenarbeit für das intelligente Zeitalter« – ein Anklang an den Begriff »künstliche Intelligenz«, die zu den zentralen Themen der Zusammenkunft zählt. Daneben stehen Debatten über die globalen politischen Verwerfungen ebenso auf dem Programm wie die Fragen, wie sich das Wirtschaftswachstum steigern lässt – und wie das »Vertrauen« der Bevölkerungen in die Eliten wiederhergestellt werden kann. Selten seien dabei die Perspektiven anwesender Manager so sehr auseinandergeklafft, urteilte ein Vertreter der Beratungsfirma Oliver Wyman: US-Finanziers verspürten kräftigen Aufwind, was in klarem Unterschied zur Lage von Wirtschaftsvertretern aus Europa stehe.

Wenngleich die Veranstalter hervorhoben, es nähmen 350 Regierungsvertreter aus aller Welt an dem Forum teil, darunter rund 60 Staats- und Regierungschefs, ließ sich doch ein gewisses Schwächeln nicht verbergen. Scholz ist der einzige Regierungschef eines G7-Staates, der zu dem Event anreist; Trump soll zu einer Videoansprache zugeschaltet werden. Auch die Staats- und Regierungschefs der mächtigsten Länder des globalen Südens – Chinas, Indiens oder Brasiliens etwa –, die vor Jahren in Davos noch prominent Reden gehalten hatten, blieben fern. Einige hätten, wie etwa Frankreichs Präsident Emmanuel Macron oder Großbritanniens Premierminister Keir Starmer, wohl einfach zu viel Ärger zu Hause, hieß es dazu; andere wollten sich womöglich nicht der Kritik aussetzen, mit abgehobenen, schwerreichen Eliten gemeinsame Sache zu machen. Tatsächlich gingen auch dieses Jahr wieder Bilder von Demonstranten um die Welt, die Plakate mit der Forderung »Tax the Rich« trugen, während die britische NGO Oxfam gleichzeitig mit der Eröffnung des Weltwirtschaftsforums ihre jüngste Studie über das rasant zunehmende Vermögen der weltweit inzwischen 2.769 Milliardäre vorstellte.

Beobachtern zufolge machte sich am Montag in Davos allerdings auch das Gefühl breit, die Welt entferne sich vom Geist einer auf grenzenlosem Freihandel beruhenden, kulturell liberal gekleideten Globalisierung, für die das Weltwirtschaftsforum stehe. Dies ließ sich am Montag räumlich greifen: Während von den sieben größten US-Techkonzernen lediglich Microsoft seinen Chef nach Davos entsandte, waren gleich fünf (X, Meta, Amazon, Apple, Alphabet) bei Trumps Amtseinführung zugegen. Trump steht bekanntlich für denjenigen Teil der Eliten, die für eine eher protektionistisch orientierte Wirtschaftspolitik und für eine nationalistische, weit rechts stehende Begleitkultur stehen. Zynischerweise schafft diese Fraktion es noch, sich erfolgreich als antielitär, als Gegenmodell zum »Davos Man«, in Szene zu setzen. Dabei ist, formulierte Oxfam in der neuen Studie mit Blick auf Trump, der Immobilienmogul gleichsam »das Kronjuwel dieser neuen Oligarchie« immer reicher werdender Milliardäre – »ein Milliardär als Präsident, unterstützt und gekauft vom reichsten Mann der Welt, Elon Musk«.

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