WHO kürzt nach US-Austritt
Von David Maiwald
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kommt durch den erklärten Austritt der USA in Finanznöte. Die finanzielle Situation der Behörde der Vereinten Nationen sei durch die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump verschärft und sorge für »erhebliche Besorgnis und Unsicherheit«, zitierte die Nachrichtenagentur AFP am Freitag aus einem Schreiben von WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Demnach folge unter anderem ein weitreichender Einstellungsstopp, technische Unterstützungskommissionen und Reisekosten würden gekürzt, Konferenz nur noch digital ausgetragen.
Trump hatte den Austritt der USA aus der WHO just nach dem Antritt seiner zweiten Amtszeit per Dekret verfügt. Die WHO habe die Vereinigten Staaten »abgezockt«, weil diese dem UN-Gremium deutlich höhere Beiträge zahlten als etwa China. Schon in seiner ersten Regierungszeit hatte Trump ein Ausscheiden der USA verfügt und entsprechende Zahlungen eingefroren. Als Begründung diente seinerzeit der Vorwurf, Behördenchef Ghebreyesus hege zu viele Sympathien für Beijing. Das habe die Ausbreitung des Coronavirus zur weltweiten Pandemie begünstigt.
Der stellvertretende italienische Ministerpräsident Matteo Salvini hatte am Donnerstag abend einen Austritt Italiens nach US-Vorbild befürwortet. Das Land solle nicht länger ein »supranationales Machtzentrum« finanzieren, »das Arm in Arm mit multinationalen Pharmakonzernen geht«, schrieb Salvini im Kurznachrichtendienst X. In der Abgeordnetenkammer sei von seiner Partei Lega bereits ein entsprechender Gesetzentwurf eingebracht worden, so Salvini. Die EU-Parlamentsabgeordnete der sozialdemokratischen Partito Democratico, Alessandra Moretti, bezeichnete Salvinis Vorstoß laut Nachrichtenagentur ANSA am Freitag als »wahnhaft« und eine »Propagandafarce der Lega«.
Tatsächlich tragen die USA rund 18 Prozent der Gesamtkosten der WHO, gefolgt von der Bundesrepublik und der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung. Die UN-Behörde kritisierte den Schritt am Freitag mit Verweis auf den sich ausbreitenden Vogelgrippe-Virus H5N1 mit bereits einem Todesopfer in den USA. Nun bestehe die Gefahr, dass wichtige Informationen nicht mehr ausgetauscht und weitergegeben würden, erklärte WHO-Sprecher Christian Lindmeier in Genf.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (24. Januar 2025 um 22:16 Uhr)Wollte nicht ein gewisser Herr Bloomberg die achtzehn Prozent zahlen? Zur Vogel- und spanischen Grippe, die faktisch amerikanische heißen müssten, will ich mich weiter nicht äußern. Das Unglück ist nur, dass die spanische Grippe nicht auf die USA beschränkt geblieben ist und H5N1 es nicht bleiben wird. Von den Seuchen Trump und Musk ganz abgesehen.
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