Trump schiebt ab
Von Volker HermsdorfAm Beispiel Kolumbiens demonstriert Donald Trump der Welt, dass sich auch enge Verbündete Washingtons Diktat zu unterwerfen haben. Dabei gehört die Regierung in Bogotá selbst unter dem sozialdemokratischen Präsidenten Gustavo Petro zu den verlässlichsten US-Partnern in der Region. Doch als der Staatschef mit einem angekündigten Widerstand gegen Massenabschiebungen am Wochenende Ernst machen wollte und die Landung von zwei US-Militärflugzeugen mit deportierten Migranten untersagte, zeigte sich, wie begrenzt die Souveränität seines Landes ist. Schon kurz nach zunächst markigen Erklärungen kapitulierte Petro vor Trumps Drohungen, die Einfuhrzölle auf kolumbianische Waren drastisch zu erhöhen. Der US-Präsident wolle damit auch »die Regierungen in der Region disziplinieren«, kommentierte die argentinische Tageszeitung Página 12. Darüber hinaus sei dies »eine Botschaft an die Welt« und sollte »anderen US-Verbündeten eine Warnung sein«, ergänzte Spiegel online.
Die Demütigung Petros ist ein weiteres Beispiel dafür, wohin wirtschaftliche und politische Abhängigkeit von den USA führen kann, und eine Lektion für diejenigen Politiker, die behaupten, den dortigen Machthabern als Partner auf Augenhöhe begegnen zu können. Der kolumbianische Präsident hatte am Sonntag zunächst erklärt, die US-Maschinen mit abgeschobenen Landsleuten nicht einreisen zu lassen, solange diese wie Kriminelle und nicht würdig behandelt würden. Auch Brasilien hatte sich da bereits über die »entwürdigende« Behandlung von Einwanderern beschwert, die aus den USA abgeschoben worden waren. Die Menschen seien an Händen und Füßen gefesselt, die Klimaanlage des Flugzeugs sei defekt gewesen, teilte das Außenministerium in Brasília mit.
Als sich der Konflikt zwischen den USA und Kolumbien am Sonntag zuspitzte, lud die honduranische Präsidentin Xiomara Castro als temporäre Vorsitzende der Gemeinschaft der lateinamerikanischen und karibischen Staaten (CELAC) die 33 Mitgliedsländer der Organisation für Donnerstag zu einem Treffen in Tegucigalpa ein, um »angesichts der Abschiebungen und Kriminalisierung von Migration in den USA über die lateinamerikanisch-karibische Einheit« zu beraten.
Für Trump offenbar das Signal, ein Exempel zu statuieren. Er drohte Petro mit Zöllen in Höhe von 25 Prozent auf alle kolumbianischen Produkte und kündigte an, dass diese eine Woche später auf 50 Prozent angehoben werden sollen. Auf die Wirtschaftssanktionen würden zudem Einreiseverbote und der Entzug von Visa für Regierungsvertreter und deren Familien folgen.
Petro versuchte zunächst, sich zu wehren, wies an, die Zölle auf Einfuhren aus den USA ebenfalls um 25 Prozent zu erhöhen und schrieb an Trump, dass er Folter widerstanden habe und daher auch dessen Drohungen widerstehen würde. Wenig später erklärte das Weiße Haus dann jedoch, dass der Zollstreit »beigelegt« sei. Bogotá habe allen Bedingungen Trumps zugestimmt, einschließlich der »uneingeschränkten Aufnahme« aller Kolumbianer, die in Militärflugzeugen aus den USA zurückgeschickt würden. Im Gegenzug würden Zölle auf kolumbianische Importe und Sanktionen ausgesetzt, sofern Kolumbien diese Vereinbarung einhalte, so Trumps Sprecherin Karoline Leavitt. Der US-Präsident erwarte, dass auch »andere Nationen auf der ganzen Welt uneingeschränkt kooperieren«, hieß es weiter. Im Klartext: Washington will keine Partner, sondern Vasallen.
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Leserbrief von Fred Buttkewitz aus Ulan - Ude (28. Januar 2025 um 03:14 Uhr)»Die Demütigung Petros ist ein weiteres Beispiel dafür, wohin wirtschaftliche und politische Abhängigkeit von den USA führen kann, und eine Lektion für diejenigen Politiker, die behaupten, den dortigen Machthabern als Partner auf Augenhöhe begegnen zu können.« Worin besteht denn in Deutschland diese angebliche Lektion für die Politiker, für all die Sanktionierer in Berlin und Brüssel, welche den USA nutzen, aber ihren Ländern und Wählern schaden? Keiner wird sie veranlassen, etwas zu ändern, auch wenn man ihnen Gasleitungen sprengt. Die Dax-Unternehmen gehören anteilig zu großen Teilen US-Anlegern. Die können auch in den USA oder anderswo produzieren. Die protestieren ebenfalls nicht. Der Bäcker um die Ecke kann ja ruhig schließen. Die Lektion, sich von den USA zu trennen, müssten also die Wähler in Deutschland lernen, welche die Preiserhöhungen bei Energie, Mieten und allen anderen Produkten treffen. Zur Französischen Revolution 1789 kam es allerdings erst, als Hunger ausbrach und der Brotpreis 50 Prozent des Einkommens verschlang. Bei den Mieten ist es ja teilweise schon so weit. Doch der Lebensstandard in Deutschland ist immer noch so hoch, dass die transatlantischen Parteien zusammen noch lange eine Mehrheit haben werden. In orwellscher Manier wird die frühere größere Unabhängigkeit Deutschlands im Sinne von Wahlmöglichkeit der Energieanbieter als »Abhängigkeit« verkauft, und die nunmehr größere Abhängigkeit von den USA als Unabhängigkeit (von Russland). Keine Wahlmöglichkeit mehr zu haben, bedeutet Nötigung und Erpressung. Die EU ist zu einem zentralisierenden Unterdrückungselement geworden, gegen alle Staaten, die mehr nationale Unabhängigkeit und Entscheidungsbefugnis wollen. Parteien und Regierungen, die diese notwendige Unabhängigkeit am lautesten propagieren, sind leider die am weitesten rechts stehenden Kräfte wie die AfD, die aus anderen Gründen gefährlich sind und sich von der US-Regierung propagandistisch unterstützen lassen. Was also tun?
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Joachim S. aus Berlin (29. Januar 2025 um 17:07 Uhr)Wie schön, dass es wieder Post aus Ulan-Ude gibt. »Nun schreibt er wieder. Gott sei Dank!« Hoffentlich oft und viel. Denn aus der Ferne kann man offenbar das Wesentliche oft viel besser vom Unwesentlichen unterscheiden, als das aus der deutschen Bierdeckelperspektive unter dem ständigen Verblödungsbeschuss der Mainstremmedien heraus möglich ist.
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