EU-Bauteile sollen Pflicht werden
Von Susanne KnütterWenn die Vorstände der größten deutschen Gewerkschaft anfangen zu argumentieren, ist nicht auf Anhieb klar, in wessen Interesse sie sprechen. »Nur mit starker Industrie geht es auch den Menschen in unserem Land gut«, sagte etwa die Erste Vorsitzende der IG Metall, Christiane Benner, auf der Jahrespressekonferenz ihrer Gewerkschaft am Montag. »Wir müssen unsere Technologieführerschaft verteidigen«, »neue Wachstumsmärkte erschließen und so Wohlstand und gute Arbeit sichern«, legte der Zweite Vorsitzende, Jürgen Kerner, nach.
Mit Verweis auf den Bericht des ehemaligen Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, zur Zukunft der Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union forderte Benner eine »abgestimmte Strategie«. Für alle industriellen Produkte, die in Europa vermarktet werden, müsse es einen verpflichtenden Anteil europäischer Komponenten geben. »Wir brauchen eine europäische Local-Content-Strategie«, erklärte Kerner. Wenn »chinesische oder US-amerikanische Pkw-Hersteller in Europa ihre Pkw verkaufen wollen, dann ist die Verpflichtung zu europäischen Fertigungen mit europäischen Komponenten notwendig.«
Die Gewerkschaft kündigte »lauten Widerstand« gegen die Deindustrialisierung und »entschlossenen Einsatz« für »neue und nachhaltige Arbeitsplätze« an. Dieser schlug sich im vergangenen Jahr dem Anschein nach vor allem in einer steigenden Zahl an Rechtsstreitigkeiten nieder. 30 Prozent mehr Fälle vor Arbeits-, Sozial- und Verwaltungsgerichten als im Vorjahr lägen auch an einer »aggressiver werdenden Kürzungs- und Entlassungspolitik«, erklärte IG-Metall-Bundesvorstand Hans-Jürgen Urban.
Auch den Rückgang der Mitgliederzahl um 1,9 Prozent erklärte die Gewerkschaft mit dem Stellenabbau in der Metall- und Elektroindustrie. Zum Jahreswechsel 2024/25 zählte sie 2,09 Millionen Mitglieder. 2018 waren es noch mehr als 2,27 Millionen. Die Einnahmen hingegen sinken nicht. Im vergangenen Jahr verbuchte die IG Metall einen Rekordwert von 642 Millionen Euro. Das Plus von 22 Millionen Euro binnen Jahresfrist erklärte die IG Metall mit Tariferhöhungen und einer wachsenden Zahl an Mitgliedern in höheren Gehaltsgruppen. Hauptkassiererin Nadine Boguslawski konstatierte: Die IG Metall ist »jederzeit für sehr lange Zeit streikfähig«.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (27. Januar 2025 um 23:05 Uhr)Wenn man local european content kaufen soll, muss man den sich auch leisten können. Den european content von Daimler, BMW, Audi oder Porsche können (konnten) sich halt nicht so viele european inhabitants leisten. Ob das mit den Lohneinkommen zu tun hat? Ich habe jahrzehnte in Sichtweite vom »Porsche« gearbeitet. Ziemlich viele von den PorschearbeiterInnen sind nicht mit einem Porsche zur Arbeit gefahren, ziemlich viele sogar mit Bus und Bahn und stiegen (steigen) in Neuwirtshaus (Porscheplatz) oder Zuffenhausen (Porsche) ein und aus. Neben Arbeitszeitverkürzung wäre doch Produktkonversion ein Weg, mehr european content in der Umgebung von Zuffenhausen an die Frau zu bringen, oder?
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