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Aus: Ausgabe vom 29.01.2025, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Bahnstreik in Australien

Gewerkschaften eingeschüchtert

Australien: Streikwelle für mehr Lohn bei Verkehrsbetrieben. Verbot des Arbeitskampfs droht
Von Thomas Berger
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Fast wie in Deutschland: In Sydney warteten Fahrgäste ewig auf ihre Züge (16.1.2025)

Seit Wochen streiken die Eisenbahner der australischen Metropole Sydney. Nicht nur Pendler und Touristen sind betroffen, sondern auch die lokale Wirtschaft. Darum hatte die Fair Work Commission (FWC), Australiens nationale Autorität bei Arbeitskämpfen, den Streik am 16. Januar unterbunden. Inzwischen sind die Gewerkschaften deutlich von ihren ursprünglichen Forderungen abgerückt. Die dritte Streikrunde steht nun gänzlich auf der Kippe.

Aber von vorn: Weil die Löhne von steigenden Lebenshaltungskosten aufgefressen wurden, forderten die Beschäftigten ein Plus von 32 Prozent auf vier Jahre. Begonnen hatte der Streik schon kurz vor Weihnachten. Aufgrund der Aufregung um ein mögliches Bahnchaos zum traditionell tourismusintensiven Jahreswechsel schob das Gewerkschaftsbündnis, angeführt von der Eisenbahn-, Straßenbahn- und Busgewerkschaft (RTBU) und der Elektrohandwerksgewerkschaft, seine nächste Aktion kurzfristig auf. Die Folgen des Ausstands im Januar waren dann um so gravierender: Mehr als 1.000 Zugverbindungen fielen am 15. und 16. Januar aus.

Dabei ging unter, dass es sich keineswegs um eine komplette Arbeitsniederlegung gehandelt hatte. Wohl aber fielen technische Inspektionen aus. Bald standen Züge aus Sicherheitsgründen still. Ebenso wurden manche Signale bei Streckenabschnittsübergaben nicht freigegeben, so dass Weichen aufwendig per Hand umgestellt werden mussten. Die RTBU ordnete zudem an, auf Strecken, die sonst mit bis zu 80 Stundenkilometern befahren werden, mit maximal 57 Kilometern pro Stunde zu bummeln. Der Streik wirkte. Busse und Bahnen waren hoffnungslos überfüllt. Obendrein fiel der Streik zeitlich mit einer heftigen Gewitterfront über Sydney zusammen, die die Infrastruktur beschädigte und weitere Verzögerungen verursachte.

44 Tage verweigere die von der sozialdemokratischen Labor-Regionalregierung unter Chris Minns schon einer Verhandlungslösung, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der sechs Gewerkschaften. Statt dessen würden Bahnbeschäftigte zu Sündenböcken für wirtschaftliche Schäden gemacht. Bisher habe die Regierung 14 Prozent Lohnerhöhung auf vier Jahre und einen Aufschlag von einem Prozent bei den Rentenbeitragzahlungen geboten, nur rund die Hälfte der ursprünglichen Gewerkschaftsforderung.

Schon im Dezember wollte die FWC den Streik suspendieren. Als nächstes könnte sie ein Streikverbot aussprechen und eine Einigung erzwingen. Darum legten die Gewerkschaften am 21. Januar einen Kompromissvorschlag vor, forderten nunmehr 15 Prozent Lohnerhöhung auf drei Jahre. Weitere Ausstände soll es vorerst nicht geben, hieß es weiter. Das sei aber kein Einknicken, meinten Gewerkschaftsfunktionäre. Über den langen Forderungskatalog müsse nun verhandelt werden. Ob die Absenkung von 38 auf 35 Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich das Rennen macht, ist unklar. Die FWC wird sich Anfang Februar damit befassen. Bisher hat die Regierung nur blockiert.

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